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Generikamogul Sherman: War es Mord? Silvia Meixner, 23.01.2018 18:01 Uhr

Am 15. Dezember wurden der kanadische Pharma-Milliardär Bernard Sherman und seine Frau Honey tot in ihrer Villa in Toronto aufgefunden. Ihre Kinder beauftragten private Ermittler, die nun vermuten, dass es Mord war. Screenshot YouTube
Berlin - 

Wende im Fall um den Tod des kanadischen Generikamoguls Barry Sherman und seiner Frau Honey. Das Ehepaar war am 15. Dezember tot in seiner Villa in Toronto gefunden worden. Zuerst gingen die Ermittler von erweitertem Suizid aus. Jetzt glauben sie, dass die beiden Opfer eines Mordes wurden.

Sherman war eine erfolgreiche Persönlichkeit im internationalen Generikageschäft, er gehörte zu den wohlhabendsten Kanadiern. Das Forbes Magazine schätzte sein Vermögen auf umgerechnet rund vier Milliarden Euro. Mit dem von ihm in den 60er-Jahren aufgebauten Generikahersteller Apotex, der Nummer 7 weltweit, hatte er Milliarden verdient. Außerdem hielt er ein Drittel der Aktien des Konkurrenten Barr Laboratories, der als erster Hersteller ein Generikum von Lillys Antidepressivum Prozac (Fluoxetin) auf den Markt brachte.

Barry und Honey Sherman führten eine glückliche Ehe, galten als großzügig und spendeten gern für Menschen, die es nicht so gut getroffen hatte wie sie. Die Polizei ging anfangs davon aus, dass der Milliardär zuerst seine Frau und dann sich getötet hatte. Die vier Kinder und Freunde des Ehepaares glaubten jedoch nicht an die Selbstmordtheorie.

Die privat engagierten Ermittler fanden nun heraus, dass das Paar wohl ermordet wurde, mehrere Täter sollen beteiligt gewesen sein. Gefunden wurden die Toten von ihrem Immobilienmakler. Als er sie Mitte Dezember fand, saßen die beiden in der Nähe des Indoor-Pools der Villa auf dem Fußboden. Beide sollen jeweils einen Ledergürtel um den Hals geschlungen gehabt haben, sie waren damit am Geländer des Pools befestigt.

Spuren an den Handgelenken der Leichen lassen vermuten, dass die Hände des Ehepaares anfangs zusammengebunden waren. Als sie tot aufgefunden wurden, sollen ihre Hände nicht mehr gefesselt gewesen sein. Honey Sherman trug zum Zeitpunkt des Auffindens dieselbe Kleidung, in der man sie zuletzt, zwei Tage zuvor, lebend gesehen hatte.

Laut Berichterstattung des kanadischen Fernsehsenders CBC gibt es Hinweise darauf, dass Honey mit ihrem Mörder gekämpft haben soll. Sie soll Schnitte an Lippe und Nase erlitten haben und saß in einer Lache ihres eigenen Blutes, als der Immobilienmakler sie entdeckte. Da sich nur wenig Blut an ihrer Oberbekleidung fand, glauben die Ermittler, dass sie einige Zeit verletzt mit dem Gesicht nach unten auf den Fliesen lag und blutete, bevor der oder die Täter sie in die aufrecht sitzende Position ans Geländer banden, in der sie gefunden wurde.

Wenige Tage nach dem Tod des Ehepaares kam heraus, dass gegen Barry Sherman wegen Verstoßes gegen Lobby-Bestimmungen im Wahlkampf des jetzigen kanadischen Regierungschefs Justin Trudeaux ermittelt wurde. Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, wollen die Kinder die Villa, in der ihre Eltern einen grausamen Tod fanden, abreißen lassen.