USA

Generika-Skandal: Justiz prüft Preisabsprachen

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Berlin -

Der Skandal um Preisabsprachen unter Generikaherstellern in den USA weitet sich aus. Jetzt ist auch die Novartis-Tochter Sandoz ins Visier der Justiz geraten.

Laut George Jespen, Staatsanwalt des Bundesstaates Connecticut, haben seit 2014 laufende Ermittlungen in 46 Bundesstaaten ergeben, dass in der Generikabranche systematisch Preise abgesprochen und Märkte aufgeteilt würden. Mittlerweile müssen sich nicht mehr nur sechs, sondern 18 Hersteller vor Gericht verantworten. Zu diesem vergrößerten Kreis gehört auch Sandoz. Zudem hat sich die Anzahl unter Verdacht geratener Medikamente von zwei auf 15 erhöht.

Von der Klage, die bereits im vergangenen Dezember beim Bundesgericht in Pennsylvania eingereicht worden war, war unter anderen Teva, die israelische Mutter der deutschen Ratiopharm betroffen. Außerdem mussten sich Mylan, die Emcure-Tochter Heritage, Aurobindo, Citron und Mayne vor Gericht verantworten. Neu angeklagt wurden nun neben Sandoz auch Actavis, die indische Sun Pharmaceutical, Endo, Dr. Reddy’s, Ascend, Apotex, Glenmark, Emcure, Par, Lannett, Alkem und Zydus.

Ursprünglich wurden Preisabsprachen bei zwei Generika untersucht: Doxycyclin und Glibenclamid mit verzögerter Wirkstofffreisetzung. Mylan-Präsident Rajiv Malik und Emcure-CEO Satish Mehta sollen persönlich Marktanteile für Doxycyclin abgesprochen haben. Zwischen Oktober 2013 und Mai 2014 stieg der Preis für 500 Doxycyclin-Tabletten von 20 auf 1849 Dollar. Mylan wieß die Vorwürfe zurück.

Nach neustem Stand der Ermittlungen soll es außerdem Preisabsprachen unter anderem bei den Diabetesmedikamenten Glipizid/Metformin und Glibenclamid/Metformin, dem Epilepsiemedikament Acetazolamid, dem Blutdruckmittel Fosinopril, Meprobamat gegen Angstzustände und dem Calciumkanalblocker Nimodipin gegeben haben.

2015 wurden in den USA Generika für schätzungsweise 74,5 Milliarden US-Dollar verkauft. Die Generikabranche steht für rund 88 Prozent aller ausgestellten Rezepte in den USA.

Jepsen beklagt, dass Generika eigentlich dazu gedacht seien, die Medikamentenkosten für Verbraucher zu senken; stattdessen seien die Preise für viele Generika explodiert. Schon zu Beginn der Untersuchung hatte Jepsen vermutet, die ursprünglichen zwei Generika entsprächen nur der Spitze des Eisbergs.

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