Schweiz

Freie Arztwahl kostet extra

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Die freie Arztwahl könnte in der Schweiz künftig teurer werden. Mit einem Gesetzesentwurf wollen Konservative und Liberale Managed-Care-Konzepte fördern. Um mehr Patienten in die integrierte Versorgung zu bekommen, setzt das Konzept auf differenzierte Selbstbehalte: Wer sich seinen Arzt weiterhin selbst aussuchen möchte, muss dafür mehr zahlen - die freie Arztwahl wird zum Luxus.

Seit 2004 wurden im Schweizer Parlament verschiedene Vorlagen zum Thema Managed Care diskutiert und verworfen. Nun wurde ein Kompromiss ausgehandelt, der von der Mehrheit der Abgeordneten unterstützt wird: In Zukunft sollen Patienten in integrierten Versorgungsnetzen mit eingeschränkter Arztwahl nur noch 10 Prozent und maximal 500 Franken (etwa 400 Euro) statt wie bislang 15 Prozent und 700 Franken Selbstbehalt zahlen. Versicherte, die sich ihren Arzt weiterhin frei aussuchen wollen, müssen sich hingegen mit 15 Prozent und maximal 1000 Franken beteiligen.

Die Befürworter des Gesetzesentwurfs hoffen, dass sich 60 Prozent der Versicherten - bislang sind es nur 10 Prozent - für Managed Care entscheiden und bis zu 900 Millionen Franken eingespart werden können. Die Versicherer sollen drei Jahre Zeit haben, entsprechende Versorgungsnetze aufzubauen, danach könnte eine Angebotspflicht eingeführt werden. Eine Vielzahl an Konzepten ist bisher eingeführt worden: Hausarztmodelle, Ärztenetze und Gesundheitszentren, aber auch Disease Management Programme oder medizinische Call Center werden zur „integrierten Versorgung“ gezählt. Bis es ausreichend Programme gibt, sollen die höheren Selbstbehalte noch nicht gelten.

Der Ständerat, die Vertretung der Kantone, und der Nationalrat, die große Kammer des Parlaments, haben das Gesetz bereits verabschiedet. Damit ist jedoch noch nicht sicher, dass das Gesetz auch in Kraft tritt: Medienberichten zufolge erwägen verschiedene Ärzteorganisationen ein Referendum gegen die Vorlage. Unterstützt werden sie wohl von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Gewerkschaften und Patientenorganisationen.

Auch in deutschen Versicherungen gibt es Modelle, bei denen Patienten bestimmte Ärzte oder Care-Modelle vorgeschlagen werden. Doch die Empfehlungen sind unverbindlich, und Patienten können sich für ihren eigenen Arzt entscheiden.

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