Apotheker-Demo gegen OTC-Freigabe APOTHEKE ADHOC, 01.10.2014 15:18 Uhr
Zu Tausenden gingen gestern in Frankreich Apotheker auf die Straße, um gegen
geplante Reformen der sozialistischen Regierung zu protestieren. Nach Angaben der Apothekerkammer waren 87 Prozent aller 22.000 Apotheken geschlossen, in Städten wie etwa Lyon folgten sogar alle Apotheken den Aufruf.
Aufgerufen zu den landesweiten Demonstrationen hatten die Kammer sowie die drei großen Apothekerverbände. Die Pharmazeuten machten ihrem Unmut über die geplante Liberalisierung der geschützten Berufe Luft. Sie fürchten die Entlassung von OTC-Produkten aus der Apothekenpflicht sowie die Abschaffung des Fremdbesitzverbots.
Um eine Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, hatten die französischen Gesundheitsbehörden bis zu 20 Apotheken je Region zur Öffnung zwangsverpflichtet, auch alle Notdienstapotheken blieben geöffnet.
Gilles Bonnefond, Vorsitzender des Verbands USPO, bezeichnete den Streik als vollen Erfolg: Seit dem letzten großen Ausstand der Apotheker im Jahr 1986 habe kein Protest solchen Ausmaßes stattgefunden. Kammerpräsidentin Isabelle Adenot warnte davor, das bestehende System zu gefährden.
Im Juli hatte der damalige Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg erklärt, in bestimmten Berufsgruppen Monopole beenden oder verändern zu wollen. Die Apotheken nannte Montebourg damals zwar nicht explizit, trotzdem war die Aufregung unter den Pharmazeuten groß. Sein Nachfolger Emmanuel Macron versicherte jetzt, dass es keine Deregulierung bei den geschützten Berufen geben würde.
Womöglich hatten die Apotheker bei ihrem Streik die Entwicklung in Griechenland, Italien und Portugal vor Augen, wo es infolge der Finanzkrise zu teilweisen extremen Liberalisierungsmaßnahmen gekommen war. Während in Griechenland und in Italien die Pharmazeuten – am Ende ohne Erfolg – auf die Straße gingen, ging die Deregulierung in Portugal relativ geräuschlos über die Bühne.
In Frankreich hatten die Apotheker zuletzt 2010 protestiert, um auf ihre schwierige finanzielle Lage und das zunehmende Apothekensterben aufmerksam zu machen.