HIV-Selbsttest aus der Apotheke APOTHEKE ADHOC, 02.12.2014 17:42 Uhr
In Frankreich sollen Apotheken ab dem kommenden Sommer HIV-Selbsttests verkaufen dürfen. Das kündigte Gesundheitsministerin Marisol Touraine am gestrigen Welt-Aids-Tag an. Auf diese Weise soll es Menschen leichter gemacht werden, den Test durchzuführen. Die Selbsttests, die ab Juli in Apotheken erhältlich sein werden, sollen laut Touraine andere Testmethoden nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, mehr Menschen zu erreichen.
Bereits im August 2012 – einen Monat nachdem der erste HIV-Selbsttest in den USA zugelassen worden war – hatte Touraine Stellungnahmen des Nationalen Aids-Rates und des Nationalen Ethik-Komitees angefordert. 2013 betonte Touraine, das Bewertungsverfahren für die Tests fortzusetzen – nun bat sie die Arzneimittelzulassungsstelle und die Gesundheitsbehörde um Stellungnahme.
Außerdem nannte sie zwingende Voraussetzungen, die Hersteller für eine Zulassung erfüllen müssten: eine CE-Kennzeichnung und die Empfehlung an die Nutzer, das Ergebnis des Selbsttests durch einen herkömmlichen Bluttest überprüfen zu lassen.
Bereits damals betonte Touraine, dass Selbsttests traditionelle Testmethoden nicht ersetzen sollen. Sie seien lediglich ein weiteres Mittel, um die Testbereitschaft zu erhöhen. Nach Schätzungen der Ministerin leben in Frankreich rund 30.000 Menschen, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen.
HIV-Selbsttests, bei denen ein Tropfen Blut oder ein Abstrich der Mundschleimhaut untersucht wird und die innerhalb einer halben Stunde ein Ergebnis liefern, sind umstritten. In Deutschland dürfen sie nicht an Privatleute verkauft werden.
Der erste HIV-Selbsttest wurde im Juli 2012 von der US-Arzneimittelbehörde zugelassen. Mit OraQuick des Herstellers OraSure Technologies können sich Verbraucher für rund 60 Euro auf eine Infektion testen. Gemessen werden Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2.
Die Deutsche Aids-Hilfe hatte die Einführung des Selbsttests kritisch gesehen. Mit einer Anwendungssicherheit von nur 92 Prozent gegenüber 99 Prozent bei ärztlichen Tests sei die Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten, so die Kritik.