Schlagabtausch zu Lieferengpässen

FPÖ-Apotheker attackiert Gesundheitsminister

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Berlin -

Einen Schlagabtausch der besonderen Art gibt es zum Thema Lieferengpässe in Österreich: Gerhard Kaniak, Gesundheitssprecher der FPÖ, ist Apotheker – und beschuldigt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) der Untätigkeit und Ahnungslosigkeit. Dieser keilt zurück und wirft Kaniak vor, als Lobbyist tätig zu sein.

Kaniak kritisiert den Umgang Rauchs und seiner Vorgänger:innen scharf: „Aktuell sprechen wir von 800 bis 1000 Medikamenten, die knapp sind. Sie und Ihre grünen Amtsvorgänger haben nichts dagegen gemacht!“ Die FPÖ habe bereits Anfang des Jahres Vorschläge gemacht, um drohenden Engpässen zu begegnen, so Kaniak. „Sie haben aber keinen davon aufgegriffen. Erst jetzt kommen Sie mit einem Modell für die Wirkstoffbevorratung und Kostenabdeckung um die Ecke. Für wie viele der 1000 fehlenden Mittel haben Sie denn Wirkstoffe besorgt und eingelagert? Ich weiß von keinem einzigen.“

Österreich vor dem Kollaps

Rauch habe Versprechungen gemacht, die er einfach nicht eingehalten habe. Durch sein Nichtstun stehe Österreich jetzt vor einem „Kollaps der Arzneimittelversorgungskette.“ Dies liege auch an gestiegenen Personal- und Energiekosten der Großhändler. Günstige Präparate können deshalb nicht mehr kostendeckend distribuiert werden. Wenn das nicht reguliert werde, würden günstige Arzneimittel schlichtweg vom Großhandel aussortiert.

„Dazu zählen aber Schmerzmittel, Antibiotika oder Blutdruckmittel, auf die große Teile der Bevölkerung angewiesen sind. Erst jetzt bringt Minister Rauch einen Vorschlag, den Großhändlern ein Bagatellbetrag auszubezahlen – aber nur auf ein Jahr befristet, nur auf Antrag und mit riesigem Bürokratieaufwand verbunden. Der richtige Weg wäre eine sofortige Anpassung und Valorisierung des Spannensystems für Großhändler und Apotheken. Wenn diese Vertriebsspannen nicht angepasst werden und durch die Inflation die Kosten explodieren, geht sich das irgendwann nicht mehr aus. Sie, Herr Minister, tun das aber nicht und riskieren damit die Gesundheit der Menschen in diesem Land auch bei der Versorgung mit Medikamenten.“

Kaniak holt zum Gegenschlag aus

Der Gesundheitsminister hatte dem FPÖ-Gesundheitssprecher vorgeworfen, als Lobbyist der Pharmabranche zu agieren. Zudem tat Rauch die Vorschläge der Opposition als Schwachsinn ab. Kaniak erklärte dazu: „Ich arbeite seit eineinhalb Jahrzehnten als Apotheker und bekomme die Probleme der Menschen aus erster Hand tagtäglich mit. Sie hingegen sind seit zwei Jahren Gesundheitsminister und werden sich kommendes Jahr in die Pension verabschieden. Ich werde mich auch nach Ihrer Pensionierung weiterhin dafür einsetzen, das Gesundheitssystem besser zu machen.“

In vielen Dingen seien sie gleicher Meinung, gingen aber unterschiedliche Wege, um dieselben Ziele zu erreichen. Kaniak wirft Rauch vor, die Vorschläge der Opposition „offenbar nicht genau durchgelesen, ignoriert und pauschal als Schwachsinn bezeichnet“ zu haben. „Das ist keine sachliche Zusammenarbeit. Leidtragende sind die Patienten in Österreich – und nicht Sie später in Ihrer Pension!“

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