Die Sonne scheint, die Allergene fliegen: Allergiker haben zwar die Zeit der Baumpollen überstanden, jedoch nimmt die Belastung mit Gräserpollen zu. Juck- und Niesreiz, tränende Augen und laufende Nasen sowie Hautreaktionen können die Symptome einer allergischen Reaktion sein. Hilfe kommt aus der Apotheke. Eigentlich – denn in der Schweiz fehlt es ausgerechnet jetzt am Heuschnupfenmittel Fexofenadin.
Das Antihistaminikum der zweiten Generation ist seit 2010 in der Schweiz ohne Rezept erhältlich. Fexofenadin ist zur symptomatischen Behandlung von Heuschnupfen und chronischem Nesselfieber in der Alpenrepublik bereits seit 1997 zugelassen. Das Original kommt mit Telfastin von Sanofi. Generika gibt es beispielsweise von Sandoz und Zentiva. Vom Engpass waren alle Hersteller betroffen, wie das Konsumentenmagazin „Espresso“ berichtet.
Die Schweizer waren in den vergangenen Monaten von einem extremen Pollenflug betroffen. Vor allem Birkenpollen machten den Allergikern das Leben schwer. Zudem war es im April und Mai sehr trocken. „Die Nachfrage nach Heuschnupfen-Medikamenten ist in diesem Jahr mehr als doppelt so hoch als sonst“ wird der zuständige Sanofi-Marketingleiter Patrick Leimgruber zitiert. Mitte Mai konnte der Hersteller Telfastin nicht mehr liefern. Inzwischen sei das Antiallergikum wieder verfügbar. Für das hauseigene Generikum von Zentiva, das bereits Anfang April ausgefallen sei, konnte der Engpass jedoch noch nicht behoben werden.
Die extreme Pollenbelastung zeichnete sich bereits im April ab. Zu spät für die Hersteller um zu reagieren und in Vorproduktion zu gehen. „Leider beträgt die Vorlaufzeit einer solchen Produktion mindestens drei Monate“, sagt Leimgruber. Der Engpass im Mai, hätte demnach nicht verhindert werden können.
Sandoz könne voraussichtlich im Laufe dieses Monats wieder liefern. Derzeit sind Fexo Pollen Sandoz und Fexofenadin Sandoz nicht verfügbar. Der Generikahersteller bestätigt die Lieferschwierigkeiten und spricht von einer „international hohen Nachfrage“, die in der Schweiz zu einem Lieferengpass geführt habe.
Schweizer Apotheker sprechen von einem extremen Pollenjahr. In den letzten 20 Jahren habe man eine derartige Pollenbelastung in der Schweiz nicht erlebt, erinnert sich ein Apotheker aus Zürich. Zwar könne auf alternative Wirkstoffe ausgewichen werden, jedoch reagierten die Kunden mit Unverständnis und Verärgerung.
Fexofenadin wird aufgrund der langen Halbwertszeit einmal täglich eingenommen. Müdigkeit tritt im Vergleich zu den Antihistamika der ersten Generation seltener auf. Der Arzneistoff besitzt antihistamine, antiallergische, mastzellstabilisierende und entzündungshemmende Eigenschaften. Die Wirkung beruht auf einem selektiv antagonistischen Angriff am H1-Rezeptor.
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