Trotz zahlreicher Warnungen blüht der Handel mit illegalen Arzneimitteln – auch in Österreich. 378.109 gefälschte und illegale Medikamente verzeichnete der österreichische Zoll 2024; das waren 7147 beschlagnahmte Sendungen. Ganz oben auf der Hitliste des kriminellen Vertriebs: Potenzmittel und vermeintlich fruchtbarkeitsfördernde Produkte.
Das Bundesministerium für Finanzen hat in seinem aktuellen Produktpirateriebericht Zahlen zu Arzneimittelfälschungen veröffentlicht. Demnach sei zwar ein Rückgang von über 50 Prozent im Vergleich zu den im Jahr 2023 sichergestellten 801.863 Präparaten verzeichnet worden, doch die Lage im Hinblick auf den illegalen Handel sei noch lange nicht besser. Insgesamt wurden zwar weniger Präparate, jedoch mehr Sendungen als zuvor verschickt.
„Es ist höchste Vorsicht geboten. Denn ein Blick auf die Bilanz des österreichischen Zolls zeigt, dass der illegale Handel weiterhin besorgniserregend aktiv ist. Das Ausmaß dieser kriminellen Machenschaften ist erschreckend, insbesondere wenn man bedenkt, dass vermutlich nicht alle illegal nach Österreich gelieferten Waren erfasst wurden. Jedes gefälschte Arzneimittel, das im Umlauf ist, stellt eine ernstzunehmende und potenziell lebensbedrohliche Gefahr für die Gesundheit dar“, warnt Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs, Pharmig.
Erst im Januar veröffentlichte Europol die Ergebnisse der Operation Shield V, wobei gefälschte Arzneimittel im Wert von 11,1 Millionen Euro in 30 Ländern aus dem Verkehr gezogen wurden. Die Ware könne von minderer Qualität und im schlimmsten Fall tödlich sein. Das liege unter anderem auch daran, weil die gefälschten Mittel häufig mit Schadstoffen verunreinigt oder falsch dosiert seien. Medikamente sollten daher nur über die legale Lieferkette, also Hersteller, Großhandel und Apotheken, bezogen werden, mahnt der Verband.
Einen Großteil der in Österreich sichergestellten Waren machten laut Bericht unter anderem vermeintliche Potenzmittel und fruchtbarkeitsfördernde Produkte, Präparate zur Besserung von Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen, Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie schmerz- und entzündungshemmende Arzneimittel aus – vertrieben über vermeintlich seriöse Online-Portale.
„Der Verkauf von rezeptpflichtigen Arzneimitteln über das Internet ist strengstens verboten. Wer rezeptpflichtige Medikamente in einer öffentlichen Apotheke oder bei einer ärztlichen Hausapotheke kauft, kann schwerwiegende Gesundheitsrisiken vermeiden und Fälscherbanden das Handwerk legen“, hält Herzog fest, und ergänzt: „Rezeptfreie Medikamente dürfen zwar online erworben werden, allerdings sollte man vorab darauf achten, dass es sich um eine zertifizierte Internet-Apotheke handelt. Denn Sicherheit muss immer oberste Priorität haben, besonders wenn es um die eigene Gesundheit geht.“
Die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) warnt ebenfalls anlässlich der immer noch ohne Fälschungszahlen: „Diese Zahlen sind besorgniserregend. Gefälschte und illegale Medikamente verursachen nicht nur einen wirtschaftlichen Schaden, sie stellen auch eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar, da sie häufig nicht gemäß den vorgeschriebenen Rezepturen zubereitet werden und oft gefährliche Inhaltsstoffe enthalten. Im Idealfall sind sie unwirksam“, so Raimund Podroschko, ÖAK-Vizepräsident.
„Dahinter stehen zumeist skrupellose Geschäftemacher, die nahezu vollständig in der Untergrundwirtschaft agieren. Die Produkte werden unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie entsprechen“, so Prodroschko weiter.
Der Apothekerkammer-Vizepräsident appelliert an die Bevölkerung: „Kaufen Sie Arzneimittel ausschließlich in der Apotheke, dort haben Schmuggler und Fälscherbanden keine Chance. Das Sicherheitsnetz der Apotheke ist zu 100 Prozent dicht. Sie werden dort von Expertinnen und Experten professionell beraten.“