Exklusivvertrieb für Prograf Patrick Hollstein, 13.11.2007 15:42 Uhr
Der japanische Pharmahersteller Astellas wird seine Immunsuppressiva Prograf und Advagraf (Wirkstoff: Tacrolimus) ab Anfang Dezember nur noch im Direktvertrieb ausliefern. Logistikpartner ist UniChem, die Großhandelssparte von Alliance Boots. Anders als beispielsweise der Pharmakonzern Pfizer, der seine Produkte seit März exklusiv über UniChem vertreibt, begründet der zweitgrößte Pharmahersteller Japans, der im April 2005 aus den beiden Firmen Yamanouchi und Fujisawa hervorgegangen war, sein Umschwenken nicht mit der Gefahr von Arzneimittelfälschungen, sondern mit Anliegen, mehr Kontrolle über den Vertrieb seiner Produkte erhalten zu wollen.
Ein Astellas-Sprecher erklärte gegenüber dem Fachmagazin PharmaTimes, dass derzeit Arzneimittel in einem Volumen ausgeliefert würden, das 30 Prozent über dem tatsächlichen Bedarf liege. Insgesamt bräuchten 14000 Briten Prograf oder dessen erst im Sommer in Großbritannien und Deutschland zugelassene Retardform Advagrad. Trotzdem sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Beschwerden über Lieferengpässe gekommen. Offensichtlich verkauften die Pharmagroßhändler die Ware in andere Märkte, so der Astellas-Sprecher.
Damit soll nun Schluss sein. Astellas will kurzfristig seinen Vertrieb umbauen, Pläne dafür gebe es bereits seit Sommer 2006, als Pfizer und UniChem mit ihrem Vertrag für Furore in der Fachöffentlichkeit sorgten. Seitdem haben sich Sanofi Aventis und Napp vom vollsortierten Großhandel verabschiedet, AstraZeneca will ab Februar seine Produkte nur noch über Vertragspartner ausliefern. Bislang haben außer UniChem - als einziger Grossist in allen Verträgen vertreten - nur Celesio-Tochter AAH und Phoenix entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen. Experten zufolge warten weitere Pharmahersteller auf die Ergebnisse einer Untersuchung der britischen Wettbewerbsaufsicht zur Rechtmäßigkeit solcher Verträge.