Österreich

Fälscher nutzen Apothekenadressen

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Berlin -

Den internationalen Polizeibehörden ist ein Schlag gegen einen international agierenden Arzneimittelfälscherring gelungen. Bei der „Operation Vigorali“ wurden am Wochenende zwölf Personen festgenommen und gefälschte Tabletten im Wert von rund zehn Millionen Euro sichergestellt. An der Aktion waren Ermittler aus acht EU-Staaten beteiligt: Belgien, Frankreich, Großbritannien, Österreich, der Slowakei, Spanien, Ungarn und Zypern. Ausschlaggebend waren Hinweise aus den Apotheken.

In Österreich ermittelte das Bundeskriminalamt dem Innenministerium zufolge bereits seit 2012. Im Februar sei eine Sonderkommission eingerichtet und im März eine gemeinsame Ermittlungsgruppe mit Großbritannien, Frankreich und Spanien mit Beteiligung von Europol und Eurojust gegründet worden. Auch in Spanien gab es laut Europol zu diesem Zeitpunkt schon Ermittlungen.

Die Tätergruppe betrieb dem österreichischen Ministerium zufolge einen Handel mit gefälschten Arzneimitteln und verkaufte gesundheitlich bedenkliche Produkte weltweit auf unzähligen Internetplattformen. Die Kunden konnten die Arzneimittel über Internetapotheken bestellen, zum Beispiel apotheke-austria.com.

„Die Arzneimittel, vor allem namhafte Potenzmittel, wurden auf unzähligen Webseiten als Originalprodukte angeboten und über Online-Bestellungen verkauft“, so der Leiter der Sonderkommission, Dieter Csefan. „Die in Österreich agierende Tätergruppe übernahm die gefälschten Arzneimittel von einer Spedition und war für die Verpackung und den weltweiten Versand via Slowakei, Deutschland und Österreich verantwortlich.“

Allein in Österreich konnten nach Angaben des Ministeriums seit Beginn der Ermittlungen vor zwei Jahren 20.000 Paketsendungen mit rund 300.000 gefälschten Arzneimitteln sichergestellt werden. Die Kunden hätten für die Plagiate rund drei Millionen Euro bezahlt. Die Ermittler gehen davon laut Europol davon aus, dass dies nur einem Fünftel der verkauften Plagiate entspricht.

In Spanien wurden bislang Fälschungen im Wert von 1,5 Millionen Euro sichergestellt und drei Personen verhaftet. Die britischen Behörden haben in den vergangenen zwei Jahren Verkäufe im Wert von 12 Millionen Euro festgestellt. Die gefälschten Arzneimittel stammen laut Europol vor allem aus Asien. Sie sind falsch dosiert oder gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Der Großteil der Präparate waren Mittel gegen erektile Dysfunktion.

Bei der Razzia am Wochenende wurden nach Angaben von Europol mehr als 15 Millionen Euro auf Bankkonten eingefroren sowie gefälschte Arzneimittel im Wert von 10 Millionen Euro sowie Bargeld und Luxuswagen sichergestellt.

Die Österreichische Apothekerkammer gratulierte den Ermittlern zu dem Erfolg und warnt vor Arzneimittelfälschungen aus dem Internet. Der Fall mache deutlich, dass immer öfter der Ruf real existierender Apotheken für Lieferungen von Arzneimittelfälschungen benutzt werde: Die Pakete seien über illegale Vertriebswege verschickt, aber teilweise mit österreichischen Apothekenadressen als Absender versehen gewesen. Weil einige Pakete zu gering frankiert waren, gingen die Pakete nach Angaben der Kammer an die Apotheken, die die Polizei einschalteten.

Unschuldige Apotheken seien zu Unrecht belastet worden, kritisiert die Apothekerkammer. „Der Erfindungsreichtum und die kriminelle Energie im Bereich der Arzneimittelfälschungen nimmt immer größere Ausmaße an“, so Kammerpräsident Max Wellan.

Die Apotheker nutzen die Gelegenheit, um strenge Vorgaben für die geplante Freigabe des Versandhandels mit Arzneimittel zu fordern. „Die aktuellen Fälle zeigen die Notwendigkeit einer Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene“, so Dr. Hans Steindl, Kammeramtsdirektor der Apothekerkammer. Insbesondere die Bestimmungen im Versandhandel und im Parallelhandel seien dringend zu überdenken.

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