Irland

EU-Kommission will bei Apotheken sparen Janina Rauers, 20.04.2011 11:08 Uhr

Berlin - 

Den Apothekenmarkt darf die EU-Kommission nicht liberalisieren - zumindest nicht in wirtschaftlich stabilen Zeiten. In der Finanzkrise gelten andere Regeln: Zunächst hat die Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen in Griechenland mehr Wettbewerb unter den Apotheken gefordert, nun zieht die Behörde im verschuldeten Irland nach.

Um Wachstum zu fördern, sollen bis Ende September Handels- und Wirtschaftshemnisse beseitigt werden, schreibt die Generaldirektion in ihrem rund 90-seitigen Papier „The Economic Adjustment Programme for Ireland“. Auch für die 1574 Apotheken auf der Grünen Insel soll es Gesetzesänderungen geben.

Zwar nennt die Behörde zunächst ausschließlich Kürzungen bei der Erstattung durch die verschiedenen staatlichen Krankenversicherungfonds. Die irischen Apotheker rechnen aber damit, dass die Behörde auch die Apothekenaufschläge für Privatrezepte ins Visier nehmen wird. Bislang dürfen Apotheken diese Aufschläge frei bestimmen.

Der von der Kommission geforderte Wettbewerb finde so bereits statt, kontert der irische Apothekerverband: „Privatpatienten gehen einfach zur nächsten Apotheke, wenn es ihnen zu teuer ist“, sagte eine Sprecherin. Die Apotheker gehen davon aus, dass die EU-Kommission auch die Aufschläge auf Privatrezepte auf höchstens 20 Prozent begrenzen will - mit Wettbewerb hätte aber auch das wenig zu tun.

Milliardenschwere EU-Kredite werden nur gewährt, wenn Irland die Vorgaben aus Brüssel erfüllt. Der irische Gesundheitsminister Dr. James Reilly hat deshalb noch für dieses Jahr Kürzungen bei der Erstattung von Medikamenten angekündigt.

So soll der Apothekenverkaufspreis für Betäubungsmittel, Inkontinenz-, und Stomaprodukte um 20 bis 50 Prozent gesenkt werden. Bei der Versorgung von Patienten mit hochpreisigen Arzneimittel soll die Pauschale für Monate, in denen keine Medikamente abgegeben werden, ebenfalls um 50 Prozent gekürzt werden. Die irischen Apotheker kritisieren die Kürzungen als unverhältnismäßig: Seit Mitte 2009 sei ihre Vergütung bereits um insgesamt 153 Millionen Euro oder 32 Prozent zurückgegangen - mehr als in jedem anderen Gesundheitsbereich.

2010 gab das Ministerium rund 1,9 Milliarden Euro für Medikamente und Nicht-Arzneimittel aus, davon gingen 384 Millionen Euro an Apotheken und 119 Millionen Euro an den Großhandel. Auch bei den Großhändlern will Reilly den Rotstift ansetzen. Für Arzneimittel, deren Kosten der Staat übernimmt, soll die Großhandelsmarge um 8 bis 10 Prozent sinken. Mit dem Paket sollen nach Ministeriumsangaben allein in diesem Jahr 24 Millionen Euro eingespart werden, ab 2012 jährlich 36 Millionen Euro.