Großbritannien

Erstmals Spritzen-Automat in der Apotheke APOTHEKE ADHOC, 07.02.2018 14:01 Uhr

Spritzen per Knopfdruck: In Großbritannien bietet eine Apotheke in einem Automaten steriles Injektionsbesteck an. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Im Januar 2018 wurde in Großbritannien erstmals ein Automat für steriles Injektionsbesteck in einer öffentlichen Apotheke in Sleaford aufgestellt. Das Hauptziel ist, Drogenabhängigen einen niederschwelligen Zugang zu sterilen Nadeln zu ermöglichen. Damit soll die Übertragung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderen Infektionen durch die gemeinschaftliche Verwendung von Injektionsnadeln vermieden werden.

Zwar gibt es in den meisten Städten auf der Insel Programme, die Drogenabhängige mit sauberen Nadeln versorgen. In der Kleinstadt Sleaford in der Grafschaft Lincolnshire war es jedoch seit September 2017 nicht mehr möglich, berichtet das Fachblatt „Pharmaceutical Journal“. Um die seitdem eingeschränkte Versorgung mit sterilem Applikationsbesteck zu verbessern, einigte man sich auf einen automatischen Dispensierer, der in der Riverside-Apotheke aufgestellt wurde.

Als Vorbild diente offenbar Australien, wo solche Automaten auf breiter Basis eingesetzt werden. Bei der Nadel-Abgabemaschine der Riverside-Apotheke in Sleaford handelt es sich dem Bericht nach um eine Spezialanfertigung. „Der sterile Nadelspender ist zwar nicht hundertprozentig automatisiert, aber aus zahlreichen Gründen eine ideale Lösung“ sagte Dimple Oza, leitende Pharmazeutin bei der Organisation Addaction in Lincolnshire, die ein Programm gegen den Drogenmissbrauch betreibt.

So müsse das Apothekenpersonal nicht mehr mit den Nadeln umgehen. Dennoch sei es ein schneller und einfacher Prozess für alle Beteiligten. Der Automat, der sich außerhalb des Verkaufsbereichs in einem Beratungsraum befindet, entlaste zudem die Mitarbeiter der Apotheke und nehme keinen Platz hinter dem Verkaufstisch weg.

Und so funktioniert es: Will ein Drogenabhängiger den Service für sich in Anspruch nehmen, muss er sich zunächst in der Apotheke dafür registrieren lassen. Dabei muss man laut Bericht eine Reihe von Fragen beantworten. Anschließend erhält man einen Plastik-Chip, um den Automaten nutzen zu können. Dort kann man damit Kits mit sterilen 1 ml- und 2 ml-Spritzen ziehen. Daneben befindet sich zudem ein Entsorgungsbehälter, in den die Drogenabhängigen ihre gebrauchten Nadeln einwerfen können. Im Gegenzug bekommt man einen weiteren Chip, den man entsprechend für das nächste Kit einlösen kann.

„In jeder Packung befinden sich außerdem ein Informationsblatt zur Risikoreduktion sowie Angaben zu Ansprechpartnern bei der Sucht-Beratungsstelle Addaction“, erläutert der Leiter der Riverside-Apotheke Chris Mulimba im Pharmaceutical Journal. So könnten Betroffene einerseits auf sterilisierte Geräte zugreifen und würden andererseits Hilfe finden, sollten sie sich für einen Entzug und ein besseres Leben entscheiden.

Der Service unterscheide sich damit nicht wesentlich von den üblichen Nadelaustauschprogrammen, die es in vielen Apotheken gebe, erläutert Mulimba weiter. Der einzige Unterschied sei, dass die Kits nicht mehr durch Apothekenpersonal zusammengestellt werden, sondern bereits alles abgepackt sei. Das führe zu Zeitersparnis in den Apotheken.