Noch in diesem Jahr will die slowakische Regierung den Versandhandel mit OTC-Arzneimitteln erlauben. In einer rechtlichen Grauzone sind bereits in den vergangenen Jahren die ersten Internetapotheken entstanden. Mit der Angleichung an EU-Recht geht auch ein jahrelanger Rechtsstreit zu Ende.
Nach der geplanten Änderung des Apothekengesetzes sollen Offizinapotheken künftig OTC-Arzneimittel versenden dürfen. Bislang war dies nicht erlaubt; andererseits waren Apotheken bei den Regelungen zum E-Commerce nicht explizit vom Versandverbot ausgenommen. Diese Nische nutzten, abgesehen von zahlreichen dubiosen Versendern, wenige Apotheker: Ein halbes Dutzend slowakische Apotheken vertreibt Arzneimittel und Zusatzprodukte über einen eigenen Webshop, allerdings haben nur wenige Anbieter überregionale Bedeutung.
Einer der Marktführer ist der 2004 gegründete Branchenpionier iLekáreň. Nach zahlreichen Gerichtsprozessen will das Unternehmen jetzt durchstarten; die Freigabe des OTC-Versands sieht Firmenchef Norbert Répás nur als ersten Schritt. Der Unternehmer erwartet, dass die 5,5 Millionen Slowaken nur Raum für wenige Versandapotheken bieten.
Anders sehe die Sache aus, wenn man auch in die Nachbarländer Tschechien, Polen und Ungarn liefern würde, so Repás. Dann hätte man einen Markt annähernd so groß wie Deutschland - und deshalb ist Repás viel auf Reisen und auf der Suche nach neuen Geschäftspartnern.
ilekáreň ist Mitglied im EU-Versandapothekenverband EAMSP - als bislang einziger Anbieter, der sich nicht auf den deutschen Markt konzentriert. Dass er eines Tages auch deutsche oder österreichische Patienten beliefert, will Repás nicht ausschließen; seine derzeitigen Pläne sehen aber anders aus: ilekáreň soll verschiedenen Apotheken als Plattform dienen.
Vor einem Jahr holte der Unternehmer deshalb die Apothekenkooperation Družstvo lekární als Gesellschafter der Versandapotheke an Bord. Seitdem machen 26 der rund 40 Apotheken bei ilekáreň mit: Auf der gemeinsamen Plattform können Kunden ihre Bestellungen aufgeben und sich die Ware entweder schicken lassen oder in einer der Apotheken abholen. ilekáreň kassiert eine Provision.
Über den Preis oder gar Boni auf Rezept will Repás ilekáreň übrigens nicht profilieren: „Dieses Modell ist schon überholt. Der Markt ist bereit für neue Konzepte mit echtem Mehrwert.“ Gemeint sind die gemeinsame 24-Stunden-Hotline oder die digitale Patientenakte, an der derzeit gearbeitet wird.
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