Krankheit oder Alter können selbst den Gang zur Apotheke beschwerlich machen. Zwei Wiener Studenten gründeten das Start-up „Enkerl“ und liefern Arzneimittel mit dem Rad von der Apotheke nach Hause. Vorerst können nur Kunden aus dem 8. Bezirk die Dienste nutzen. Sollte der Service gut ankommen, wollen die beiden Gründer ihr Angebot nicht nur auf die ganze Stadt ausbreiten, sondern auch weitere Dienstleistungen wie Einkaufe anbieten.
Seit wenigen Tagen können Bewohner des 8. Bezirks die Nummer der „Enkerl“ anrufen, um sich Arznei- und Hilfsmittel liefern zu lassen. Hinter dem Angebot stehen die zwei Studenten Philip Körner und Daniel Schmid, die vor wenigen Wochen ihr Start-up gründeten. Mit ihrem Unternehmen wollen sie all jene unterstützen, die nicht mobil sind oder schlicht keine Zeit haben, selbst den Weg zur Apotheke oder Gebietskrankenkasse anzutreten. „Auf der einen Seite wird Menschen geholfen, auf der anderen Seite kann sich etwa ein Student sein monatliches Einkommen mit einer sinnvollen Tätigkeit aufbessern“, sagt Körner.
Als Diabetiker und Patient hatte der 19-jährige Student schon früh regelmäßig Kontakt mit dem österreichischen Gesundheitssystem. Dabei habe er festgestellt, dass es noch großen Bedarf an erweiterten Dienstleistungen gibt. Auch sein Co-Gründer und Schulfreund Schmid sei bei seinem Zivildienst als Rettungssanitäter bei den Johannitern zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt. Vor allem ältere Menschen brauchten, so die Erfahrung des 18-Jährigen, dringend Unterstützung bei scheinbar einfachen Aufgaben, wie eben dem Gang zur Apotheke.
Zunächst konzentrieren sich die beiden Studenten auf den einen Bezirk. Dieser sei vergleichsweise klein und damit ideal für die Pilotphase. Außerdem würden dort viele eher ältere Menschen leben, die Hilfe bräuchten. Dass sie ihren Auftraggebern keine pharmazeutische Beratung anbieten können, bereitet den beiden kein Kopfzerbrechen. „Der Arzt verschreibt ja die Medikamente und hat daher den Überblick und die Verantwortung, dass es zu keinen Wechselwirkungen kommt und die Patienten über die korrekte Einnahme aufgeklärt werden“, sagt Körner.
An ihre potenziellen Kunden wollen Körner und Schmid vor allem über die Ärzte herankommen. „So haben wir einerseits gezielt einen Zugang zu unserer Zielgruppe“, erklärt Körner. „Andererseits wird durch die Empfehlung des behandelnden Arztes gleich eine gewisse Vertrauensbasis hergestellt.“ Eine Ärztin aus dem Bezirk, die die beiden Studenten schon vorher persönlich kannten, habe bereits zugesichert, ihre Patienten auf „Enkerl“ aufmerksam zu machen. Auch von anderen Ärzten hätten sie durchaus positive Rückmeldungen zum Projekt bekommen.
So soll es ablaufen: Um eine Bestellung abzugeben, sollte man eine der beiden Mobilfunknummern wählen. Am nächsten Tag holt ein Kurier – noch sind das die beiden Gründer – das Rezept oder die Hilfsmittelverordnung beim Patienten ab und liefert wenig später die bestellten Arzneimittel beim Auftraggeber aus. Der Service kostet sechs Euro.
Wird das Angebot ausgeweitet, muss ein Netzwerk aus Fahrern aufgebaut werden, die auf Honorarbasis die Aufträge erledigen sollen. Auch die Angebotspalette soll mit der Zeit erweitert werden. In Zukunft wollen die Gründer demnach weitere Services anbieten, sei es Einkaufen oder Sofort-Hilfe mit dem Smartphone oder Computer.
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