Polen

EllaOne soll wieder rezeptpflichtig werden

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Berlin -

Kehrtwende in Polen: Nachdem EllaOne (Ulipristal) im vergangenen Jahr rezeptfrei wurde, wird nun darüber diskutiert, die „Pille danach“ wieder der Rezeptpflicht zu unterstellen. Die regierungsführende nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) plant eine gesetzliche Änderung.

Die EU-Kommission hatte im Januar 2015 nach einer Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) entschieden, EllaOne aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Allerdings ist diese Entscheidung für Mitgliedsländer nicht bindend, denn die EU-Richtlinie zur „Schaffung eines Gemeinschaftskodexes für Humanarzneimittel“ lässt den Ländern Spielraum: Für empfängnisverhütende oder schwangerschaftsunterbrechende Arzneimittel können die Mitgliedstaaten abweichende nationale Regeln schaffen.

Als katholisch geprägtes Land stand Polen der Brüsseler Entscheidung, EllaOne aus der Rezeptpflicht zu entlassen, von Anfang an skeptisch gegenüber. Anders als in Deutschland, wo nach der Entscheidung der EU-Kommission auch Notfallkontrazeptiva mit Levenorgestrel (LNG) aus der Rezeptpflicht entlassen wurden, blieben diese Präparate in Polen verschreibungspflichtig. Außerdem nutzte das Land seinen Handlungsspielraum und gab EllaOne nur für Mädchen ab 15 Jahren frei.

In Deutschland wurde hingegen der jahrelange Widerstand gegen die Freigabe von LNG zur Notfallverhütung aufgegeben: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der sich lange gewehrt hatte, setzte auf die Apotheker. Ziel war es, die Beratung für beide Präparate aus einer Hand sicherzustellen. Kurz nach Ulipristal wurden auch die Levonorgestrel-Präparate aus der Rezeptpflicht entlassen.

In Polen will man nun erneut von der Möglichkeit nationaler Ausnahmen Gebrauch machen und Ulipristal wieder der Rezeptpflicht unterstellen. Polens Gesundheitsminister Konstanty Radziwill (parteilos) hat in der vergangenen Woche in einem Radiointerview angekündigt, dass EllaOne künftig nur noch auf Rezept erhältlich sein soll.

Laut Radziwill ist die Wirkung der „Pille danach“ sehr stark und damit potentiell gefährlich für Frauen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll demnächst im Sejm, dem polnischen Parlament, beraten werden. Die neue Regelung soll frühestens in drei Monaten in Kraft treten.

Radziwill ist seit November des vergangenen Jahres Gesundheitsminister des Kabinetts von Ministerpräsidentin Beata Szydlo. Die PiS hatte in der Parlamentswahl die meisten Stimmen erhalten und stellt derzeit 18 von 21 Ministern. Im vergangenen Jahr unterzeichnete Bartosz Arlukowicz, damaliger Gesundheitsminister der „Bürgerplattform“ (PO), die Verordnungsänderung, nach der EllaOne auch ohne Rezept erhältlich wurde. Er trat wenige Wochen später wegen einer Abhöraffäre zurück.

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