Pharmakonzerne

Ehemaliger FDA-Chef wechselt zu Pfizer

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Berlin -

Scott Gottlieb, der im April zurückgetretene Direktor der US-Arzneimittelbehörde FDA, ist in den Aufsichtsrat des Pharmakonzerns Pfizer eingezogen. Nichtregierungsorganisationen kritisieren den Schritt als weiteren Beleg für die Verquickung von Politik und Wirtschaft in der Administration von US-Präsident Donald Trump. Gottlieb hatte bereits vor seiner FDA-Zeit für verschiedene Arzneimittelhersteller gearbeitet, seinen Rücktritt vom Direktorenposten begründete er mit privaten Bedürfnissen.

Der studierte Volkswirt und Internist wurde bei Pfizer in den Aufsichtsrat berufen und außerdem zum Mitglied der Ausschüsse für Regulierung und Compliance sowie für Wissenschaft und Technologie ernannt. Seinen überraschenden Rücktritt im März hatte Gottlieb mit dem zeitlichen Aufwand begründet, den der Posten des FDA-Direktors mit sich bringe. Er wolle mehr Zeit mit seiner Frau und seinen drei jungen Töchtern verbringen. Außerdem habe ihm ein leichter Autounfall seiner Frau vor Augen geführt, welche Bedeutung es habe, dass er nicht innerhalb weniger Stunden bei seiner Familie sein könne, hatte er kurz darauf dem Fernsehsender CNBC erzählt. Anfang April legte er den Posten nieder, zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Direktor des Nationalen Krebsinstituts NIC, Ned Sharpless, berufen.

Weniger Zeit als der FDA-Posten frisst der Aufsichtsrat von Pfizer tatsächlich. Im vergangenen Jahr ist das Gremium sieben Mal zusammengetreten. Viele Aufsichtsratsmitglieder haben jedoch Sitze in den verschieden Gremien des Konzerns, so auch im Falle Gottliebs. Mitglieder des Pfizer-Aufsichtsrates haben im vergangenen Jahr eine Vergütung von 142.500 US-Dollar sowie jeweils ein Aktienpaket im Wert von rund 152.500 US-Dollar erhalten.

„Er kehrt zurück in das Ökosystem, in dem er sich am wohlsten fühlt. Und er wird dafür natürlich sehr gut bezahlt“, merkt Sidney Wolfe an, die Gründerin der NGO Public Citizen Health Research Group, die die Verbindungen von Behörden und Unternehmen kritisch beleuchtet. „Das ist typisch und nicht überraschend“, kritisiert sie Gottliebs Jobwechsel. Besonders kritisch wird der gesehen, weil Pfizer eines der Unternehmen ist, die am härtesten vom Ziel der US-Regierung betroffen ist, die Arzneimittelpreise zu senken. Vergangenes Jahr hatte Trump Pfizer wegen geplanter Preiserhöhungen sogar persönlich angegriffen. Durch Gottliebs Wechsel erhalte der Konzern nun wertvolle Einblicke in Interna der Regierungsstrategie zur Preissenkung auf dem Arzneimittelmarkt, so die Kritik von Wolfe.

Gottlieb weist die Vorwürfe zurück: „Ich bin mir sicher, meine Bilanz bei der FDA zeigt, dass ich die Interessen der öffentlichen Gesundheit an erste Stelle gesetzt und Entscheidungen immer auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis und öffentlichen Interesses getroffen habe.“ Er sei im Gegenteil sehr stolz auf die Berufung. „Ich habe nie mit meiner Überzeugung hinter dem Berg gehalten, dass Amerika den besten biopharmazeutischen Sektor der Welt hat und dass dieser Sektor und sein Output an nutzbringenden Medikamenten eine unserer größten nationalen Errungenschaften ist.“

Und er ist mit seinem Postenwechsel nicht allein: In den vergangenen 38 Jahren gab es mit David Kessler nur einen einzigen FDA-Direktor, der nach Ende seiner Amtszeit nicht in den Aufsichtsrat eines Pharmakonzerns gewechselt ist.

Gottlieb war seit Mai 2017 Direktor der FDA und hatte bereits in den Jahren 2002 bis 2003 und 2005 bis 2007 für die Behörde gearbeitet. Von 2007 bis 2017 war er bei Risikokapitalgesellschaft New Enterprise Assiciates (NEA) für Investments im Gesundheitssektor verantwortlich. Als FDA-Direktor hat er für seine Amtsführung viel Lob eingefahren, die Beobachter beschrieben sie als pragmatisch und unideologisch. Außerdem machte er mit hohem Aktionismus auf sich aufmerksam: Von der Preisbildung bei Originalpräparaten und Generika über E-Zigaretten bis hin zur Opioid-Epidemie und Transfetten in Nahrungsmitteln hat Gottlieb Reformen und neue Regulationen in vielen Bereichen angestoßen.

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