Elektronische Gesundheitskarte

eGK: Apple zeigt, wie es geht

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Berlin -

Was in Deutschland zwischen Politik, Kassen, Ärzten, Gematik und Datenschützern schon mehr als 2,2 Milliarden Euro verschlungen hat und immer noch nicht läuft, das macht Apple jetzt startklar. Noch in diesem Frühjahr will Apple eine Art mobile elektronische Gesundheitskarte (eGK) für das iPhone auf den Markt bringen. Sie soll Bestandteil der neuen Betriebssystemversion IOS 11.3 sein.

Diese iPhone-eGK namens „Health Records” (als Update der bisherigen Health App) soll mit dem neuen internationalen HL7-Standard FHIR (Fast Health Interoperable Resources) ausgestattet sein. FHIR wird weltweit bereits in Kliniken, Medizintechnikunternehmen und Institutionen getestet. Mit der App „Health Records” können Informationen über Allergien und Impfungen, klinische Vitalparameter, Laborergebnisse oder auch Angaben zur Medikation zwischen Patient, Ärzten und Kliniken ausgetauscht werden.

In der Testphase hat Apple neben großen US-Herstellern von künstlicher Intelligenz wie Cerner, Epic Systems und Athenahealth auch mit zwölf großen US-Krankenhäusern zusammengearbeitet. Waren bislang zum Beispiel Pulsmessungen über die Apple Watch möglich oder das Erkennen von Herzrhythmusstörungen über die Heart Study App, so sollen künftig in der neuen App alle Informationen in einer Gesamtübersicht zusammenlaufen. Nutzer können dann auch regelmäßige Informationen über ihre Laborergebnisse, Medikationen und ihren Gesundheitszustand abrufen.

Zunächst wird die eGK von Apple nur in den USA zum Einsatz kommen. Die eGK auf dem iPhone ist das Ergebnis einer konsequenten datenbasierten Geschäftspolitik von Apple. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren im Gesundheitsbereich auffallend breit gemacht.

2014 hat Apple mit HealthKit genau die Schnittstelle für das iPhone geschaffen, um Gesundheits- und Fitness-Apps in die iPhone-Familie zu implantieren. 2015 kam mit dem ResearchKit eine Open-Source-Softwareumgebung für die medizinische Forschung dazu. Mit dem Kauf des Start-ups Gliimpse hat sich Apple zudem noch den Zugriff auf eine Austauschplattform für elektronische Gesundheitsdaten gesichert.

Im aktuellen Klinik-Management Branchenblatt KMA bewertet der Stralsunder Medizininformatiker Martin Staemmler die Apple-Strategie als konsequente Entwicklung von Lifestyle-Health-Apps hin zu elektronische Gesundheitsakten. „Mit ,Health Records’[...] könnte der Konzern durchaus den Wettbewerb unter den vielen deutschen Projekten für eine elektronische Gesundheitsakte anheizen”, so Stemmler.

Neben der eGK verfolgt Apple auch das Ziel, in Kürze zwei Kliniken für die eigenen Mitarbeiter zu bauen, um ihnen in dem kostspieligen US-Gesundheitsmarkt bezahlbare Anlaufstellen für ihre medizinische Versorgung zu ermöglichen.

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