E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung? Macht Sinn, findet die britische Gesundheitsschutzhörde Public Health England (PHE). Sie beruft sich auf eine aktuelle Studie, wonach E-Zigaretten helfen können, vom gefährlichen Laster loszukommen.
Anders als hierzulande werden in Großbritannien E-Zigaretten in Apotheken verkauft, die Stada-Tochter Thornton & Ross hat ein entsprechendes Produkt im Angebot. PHE spricht sich aber für eine dezidierte Zulassung als Raucherentwöhnungsmittel aus; dies müsste die Arzneimittelbehörde MHRA entscheiden. Laut PHE könnten mit Hilfe von E-Zigaretten mindestens 20.000 Menschen pro Jahr mit dem Rauchen aufhören.
Außerdem regt PHE an, dass im Rahmen einer Schadensminimierung Rauchern in Krankenhäusern und an Arbeitsplätzen Räume für das Vapen angeboten werden. Bereits 2015 hatte die Behörde eine Studie zitiert, wonach E-Zigaretten bis zu 95 Prozent weniger schädlich seien als Zigaretten mit Tabak. Zwar wurde die Untersuchung angezweifelt, weil fünf der zwölf Autoren eine Nähe zur Tabakindustrie aufwiesen. Die Kritiker konnten die Befunde jedoch nicht widerlegen.
Ann McNeil, Professorin für Tabakabhängigkeit am Kings College London und Hauptautorin des Reports: „Wenn Leute Tabak-Zigaretten rauchen, inhalieren sie eine tödliche Mischung aus 7.000 Rauchbestandteilen. 70 davon verursachen bekanntermaßen Krebs. In E-Zigaretten kommen solche Inhaltsstoffe entweder gar nicht oder in viel geringeren Mengen vor. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass sie erheblich weniger schädlich sind.”
In den USA hat der Tabakkonzern Philipp Morris bei der FDA bereits den Antrag gestellt, E-Zigaretten als „modified risk tobacco product” zuzulassen. Hierzulande hatten Bundesgerichtshof und Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass E-Zigaretten nicht als Arzneimittel zur Raucherentwöhnung zu betrachten sind. Somit müssten die Hersteller den Nutzen für die Entwöhnung anhand von Studien nachweisen. Das aber wird aufwendig und teuer, weshalb sich bislang auch noch keiner der großen Hersteller wie Johnson & Johnson (Nicorette), GSK (Nicotinell), und Omega (NiQuitin) an das Thema gewagt hat. Man verfolge die Entwicklungen sehr genau, heißt es bei den Firmen unisono.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) begegnet der Idee mit Skepsis; es fehlten bislang wissenschaftliche Studien, die die Raucherentwöhnung mittels E-Zigaretten bestätigen könnten. Nach Angaben der Bundesärztekammer sterben jährlich in Deutschland gut 120.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, weltweit sind es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation rund sieben Millionen Tote pro Jahr.
Ganz schadstofffrei geht es aber auch beim Dampfen nicht zu. Denn das Verdampfungsmittel Propylenglycol kann in hohen Konzentrationen beim Menschen Atemwegsreizungen auslösen. Werden die Geräte unsachgemäß bedient, können viel zu hohe Temperaturen und damit dann auch eine Reihe von Schadstoffen anfallen, die gesundheitsschädlich sind, wie zum Beispiel Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein. Generell gilt beim Einatmen von warmem Dampf, ob nun nur mit Aromen oder auch Nikotin angereichert, dass dadurch die Zellwände der Atemwege anfälliger werden für eine Pneumokokkeninfektion.
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