E-Rezept wird Pflicht APOTHEKE ADHOC, 31.03.2016 10:37 Uhr
In New Yorker Apotheken ist das Rezept schon vor Ort, bevor der Patient die Praxis verlassen hat. Seit Wochenbeginn müssen Ärzte ihre Verschreibungen elektronisch übermitteln, ansonsten drohen ihnen Strafen. New York ist damit der erste Bundesstaat in den USA, der die Anwendung der E-Rezepte rigoros durchsetzt.
2007 hatte Alaska als letzter Bundesstaat die rechtlichen Grundlagen für E-Rezepte geschaffen. Seitdem können überall im Land ärztliche Verordnungen per Datentransfer aus den Praxen in die Apotheken geschickt werden. Jedoch ist vielerorts noch das Papierrezept im Einsatz – oft handgeschrieben und mitunter unleserlich.
In New York sind E-Rezepte seit Beginn dieser Woche Pflicht. Die Beamten des Gesundheitsministeriums hoffen, durch elektronisch erstellte Rezepte den Missbrauch von synthetischen Betäubungsmitteln einzudämmen. Zwischen 2004 und 2013 soll sich laut Ministerium die Zahl der drogenbedingten Todesfälle verdreifacht haben. E-Rezepte sollen fälschungssicher sein; außerdem sollen die Apotheker keine unleserlichen Handschriften mehr entziffern müssen.
Das System gibt Ärzten einen Überblick über die Medikationsgeschichte des Patienten, also die in den vergangenen sechs Monaten verschriebenen Arzneimittel. Die Patienten geben an, in welcher Apotheke sie ihr Medikament abholen wollen. Alternativ wählen sie eine von der Systemsoftware vorgeschlagene Apotheke.
Wenn ein E-Rezept im Apothekensystem eingeht, sendet der Apotheker zunächst eine Bestätigungsnachricht, dass er das Rezept erhalten hat. Dem Arzt kann dabei auch kommuniziert werden, wann die Arzneimittel zur Abholung bereitstehen. Genauso kann er informiert werden, wenn ein Patient seine Medikamente nicht abholt. Sollte das verschriebene Arzneimittel für den Patienten entweder zu teuer oder nicht vorrätig sein, kann der Arzt das Rezept telefonisch stornieren.
Die Ärzte sind verpflichtet, sich im elektronischen System anzumelden und die Verordnungen in einem zentralen Register zu melden. Greifen sie doch zu den Papierblöcken, drohen ihnen Strafen. Gegen sie können Bußgelder verhängt sowie zivil- und strafrechtliche Maßnahmen ergriffen werden.
Bislang hat jeder zweite der 100.000 New Yorker Ärzte das elektronische System installiert. Im vergangenen Jahr waren es lediglich 2 Prozent. Bei den Apotheken machen fast alle mit: 95 Prozent sind technisch in der Lage, E-Rezepte zu empfangen.
Die Einführung des obligatorischen E-Rezepts war bereits 2012 in New York beschlossen worden. Das Gesetz „Internet System for Tracking Over-Prescribing“ soll einerseits den ärztlichen Umgang mit Rezepten transparent machen und andererseits die illegale Verbreitung von Betäubungsmitteln eindämmen.
Die Durchsetzung des Gesetzes hat sich jedoch einige Jahre verzögert. Die Gründe dafür waren meist technischer Natur – mal scheiterte es an der Sicherheitssoftware, mal an der Umstellung technischer Systeme in den Krankenhäusern. Wenn zukünftig bei der elektronischen Übermittlung etwas schief laufen sollte, dürfen Ärzte auch weiterhin mit Papierblock verschreiben. In diesem Fall müssen sie keine Strafen fürchten.
Das Netzwerk, in dem die elektronisch erstellten Rezepte zwischen Arzt, Apotheke und Patienten zirkulieren, wird vom Anbieter Surescripts bereitgestellt. Das Unternehmen wurde 2001 von Apothekenverbänden gegründet, um Ärzte und Apotheken miteinander zu verbinden. 2007 übernahm Surescripts die IT-Infrastruktur CVS/Caremark und Express Scripts. Heute stehen die beiden führenden Pharmacy Benefit Manager (PBM) genauso hinter dem Informationsnetzwerk wie die beiden Apothekerverbände sowie die Apothekenkette Osborn.