Kanada

Doch kein Medizinalhanf von Apothekern

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Berlin -

Früher als erwartet hat die kanadische Gesundheitsministerin Jane Philpott einer Gesetzesnovelle zugestimmt. Darin geht es um neue Regulierungen für die medizinische Verwendung von Cannabis. Bislang konnten schwerkranke Patienten das Medizinalhanf über den Versandhandel beziehen. Jetzt dürfen sie selbst den Stoff für den Eigenbedarf anbauen. Die Apotheker sind über die Entscheidung des Gesundheitsministeriums enttäuscht.

2013 lancierte die damals konservative Regierung das überarbeitete staatliche Programm zur medizinischen Marihuanaversorgung MMPR (Marihuana for Medical Purposes Regulations). Demnach dürfen Patienten das Heilmittel nur von 34 lizensierten Herstellern erwerben, die den Stoff versenden.

Jetzt kündigte die kanadische Regierung unter Führung des liberalen Premierministers Justin Trudeau an, dass zukünftig der Anbau einer bestimmten Menge Cannabis für den Eigenbedarf gestattet werde. Das neue Programm heißt „Access to Cannabis for Medical Purposes Regulations“ (ACMPR). Betroffene Patienten hätten zudem die Möglichkeit, jemanden zu bestimmen, der die Kultivierung der Pflanzen übernimmt. Das Gesundheitsministerium erklärt, dass Betroffene ihre Medikamente auch weiterhin von den authorisierten Produzenten bestellen könnten.

Für den Eigenanbau ist eine Genehmigung vom Arzt und eine Anmeldung beim staatlichen Gesundheitsdienst Health Canada notwendig. Im selben Atemzug betonte die Regierung auch, dass es sogenannten „Compassion Clubs“ verboten bleibt, Marihuana für medizinische Zwecke abzugeben.

Jene Clubs verlangen eine Mitgliedschaft, die von einem Arzt unterschrieben werden muss – ein Brief vom Arzt, der die Diagnose bestätigt, reiche in den meisten Fällen aber aus. Dennoch: „Diese Betriebe werden illegal beliefert, sie bieten Produkte an, die nicht kontrolliert sind und mitunter gefährlich sein können“, heißt es bei Health Canada.

Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Liberalisierung der Hanfpflanze: Der im vergangenen Oktober gewählte Regierungschef Trudeau arbeitet an seinem Versprechen im Wahlkampf, den Konsum straffrei zu machen. Das neue Medizinalhanf-Programm wird am 24. August in Kraft treten.

Die Änderung ist als eine Reaktion auf einen Rechtsstreit zu betrachten. Vor dem Bundesgericht wurde ein Fall – „Allard v. Canada“ – verhandelt, bei dem schwerkranke Patienten, denen nichts anderes half, ihr Recht auf den Anbau geltend machen wollten. Die Kläger hatten den Fall im Februar für sich entschieden. Richter Michael Phelan urteilte, dass die ganze Gesellschaft davon profitieren würde. Das Gericht gab der neuen Regierung ein halbes Jahr Zeit, das Gesetz anzupassen.

Der kanadische Apothekerverband (CphA) zeigte sich ob der Entscheidung enttäuscht. Die Regierung habe eine wichtige Gelegenheit verpasst, den Zugang und die Sicherheit der Patienten zu verbessern, in dem sie es Apothekern nicht erlaubt, medizinisches Marihuana kontrolliert abzugeben. Die Organisation begrüßt dennoch die Erwägung des Gesundheitsministeriums, in Apotheken Medizinalhanf abzugeben. Health Canada gab bekannt, in Zukunft weitere Abgabemodelle zu prüfen, die die Apotheken mit einbeziehen.

„Apotheker besitzen genügend Expertise, um potenzielle Risiken des medizinischen Marihuanas wie schädliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Kontraindikationen oder potenzielles Suchtverhalten zu entschärfen“, sagte CphA-Chef Perry Eisenschmid.

Laut Verband gibt es in Kanada rund 39.000 lizensierte Pharmazeuten, von denen 27.500 in rund 9600 in Apotheken und 6500 in Krankenhäusern beschäftigt sind. Für die Pharmaindustrie, die Regierung, Organisationen oder Hochschuleinrichtungen arbeiten demnach rund 5000 Apotheker. Außerdem unterstützen mehr als 4300 PTA die Arbeit in den Apotheken.

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