dm: Apotheker halten Preise hoch Benjamin Rohrer, 02.01.2012 15:31 Uhr
Jahrelang hatte der frühere österreichische dm-Chef Günter Bauer Krawall gegen die Apotheken gemacht. Sein Sohn und Nachfolger steht ihm in Nichts nach: „Pharmaindustrie, Pharmagroßhandel und Apotheker haben ein gemeinsames Interesse an möglichst hohen Preisen. Mehr Wettbewerb im Vertrieb würde […] zu besseren Preisen für die Konsumenten führen“, wirbt Harald Bauer für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes der Alpenrepublik.
Anlass der Forderung ist eine Studie des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (Wifo): „Eine rigorose Deregulierung der Spannen und ein weitgehender Wegfall der Apothekenpflicht für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel könnten den Preiswettbewerb deutlich beleben“, hatte das Wifo geschrieben.
Weil der Beratungsbedarf und das Schutzbedürfnis der Konsumenten bei OTC-Präparaten ohnehin geringer als bei Rx-Medikamenten sei, könnten die nicht verschreibungspflichtigen Präparate freigegeben werden. Das als Verein konstituierte Institut erstellt regelmäßige Konjunkturprognosen und finanziert sich durch Mitgliedereinnahmen.
Aus Sicht von dm zeigt die hauseigene Kooperation mit der Versandapotheke „Zur Rose“, das sich durch mehr Wettbewerb bessere Preise ergeben: Hier würden Markenartikel zu 40 Prozent günstigeren Preisen angeboten. Ein Wettbewerb zwischen Apotheken und Drogerien könnte sich auch auf die Kundenorientierung positiv auswirken.
Bereits im Mai war Bauer deutlich geworden: Das Apothekenmonopol habe seine Familie immer gestört, zitierte damals das Wirtschaftsblatt den dm-Chef. „Wir wollen der Politik die Augen öffnen für ein relevantes Anliegen ihrer Wähler. 60 Prozent der Österreicher wollen in Drogeriefilialen Medikamente kaufen können“, so Bauer damals. Und: „Der Umsatz unserer Online-Apotheke übertrifft bereits jenen der besten dm-Filiale. Wir sind damit im Nu Österreichs größte Rezeptfrei-Apotheke geworden.“
Die Antwort der österreichischen Apothekerkammer auf den neuerlichen Vorstoß folgte prompt: Im EU-Vergleich seien die Preise dank eines gut funktionierenden, geregelten Abgabesystems unterdurchschnittlich. Zudem hätten Erfahrungen aus anderen EU-Ländern gezeigt, dass die Arzneimittelpreise nicht sinken, wenn das Preissystem dereguliert wird: „Im Gegenteil, regulierte Abgabesysteme bei Medikamenten garantieren die höchstmögliche Qualität und Sicherheit bei günstigen Preisen.“
An der österreichischen dm-Tochter, die die Beteiligungen der Drogeriekette im Ausland verwaltet, sind neben dem deutschen Mutterkonzern Bauer sr. sowie die Handelsgruppe Spar beteiligt. In Ungarn und Kroatien können dm-Kunden gewisse nicht verschreibungspflichtige Medikamente in dm-Märkten kaufen.