In den USA geht die Vertikalisierung Schlag auf Schlag: Nach
AmerisourceBergen und McKesson hat jetzt innerhalb weniger Monate auch
der dritte Großhändler einen Partner für den Einkauf gefunden. Cardinal
Health gründet gemeinsam mit CVS Caremark ein Joint Venture, das schon
ab Juli kommenden Jahres für beide Unternehmen mit den
Generikaherstellern verhandeln soll. Damit ist der Markt verteilt, die Karten werden neu gemischt.
Das Joint Venture ist zunächst auf zehn Jahre angelegt. Der Großhändler zahlt dem Kettenkonzern pro Quartal 25 Millionen Dollar. „Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, unsere Führungsrolle bei der Steuerung des dynamischen US-Generikamarktes zu behalten“, so CVS-Chef Larry J. Merlo.
„Mit unserem kombinierten Volumen und unseren gemeinsamen Möglichkeiten werden wir innovative Einkaufsstrategien mit den Generikaanbietern entwickeln und die Synergien in unserer Lieferkette verbessern.“
CVS Caremark erwirtschaftet einen Umsatz von 120 Milliarden US-Dollar. Zum Konzern gehören die Apothekenkette CVS mit 7600 Filialen und der Praxiskette Minute Clinic mit 750 Einrichtungen. Noch im Sommer hatte es Medienberichte gegeben, dass CVS mit Celesio in Gesprächen über einen gemeinsamen Einkauf sei.
Der Pharmacy Benefit Manager (PBM) Caremark, der vor einigen Jahren mit der Apothekenkette verschmolzen war, verhandelt im Auftrag von Krankenversicherungen die Arzneimittel- und Apothekentarife für 60 Millionen Bürger. Viele Rezepte werden direkt von der eigenen Versandapotheke beliefert.
Das Geschäftsmodell ist nicht frei von Interessenkonflikten: Immer wieder klagen unabhängige Apotheker über die Übermacht von PBM-Konzernen wie Caremark oder Medco/Express Script. Immer wieder kaufen sich die Rezeptmakler/Apothekenbetreiber frei, wenn sie wegen illegaler Geschäftspraktiken juristische Probleme bekommen.
Cardinal Health beliefert nach eigenen Angaben als Großhändler täglich 100.000 Apotheken, Kliniken, Arztpraxen und Labore und kommt auf Erlöse von 101 Milliarden Dollar. Außerdem liefert der Konzern Medizinprodukte direkt zu Patienten nach Hause und betreibt ein Netzwerk sogenannter Radiopharmacies, die Diagnostika abgeben. Cardinal Health war 1971 als Lebensmittelgroßhandel gegründet worden und 1979 in den Arzneimittelvertrieb eingestiegen.
Die beiden Konzerne arbeiten seit Jahren zusammen und haben parallel ihren Liefervertrag bis Juni 2019 verlängert. Die Fusion könnte problematisch für McKesson werden: CVS gehörte bislang neben Rite Aid zu den größten Kunden des Großhändlers und machte 16 Prozent des Konzernumsatzes aus.
Im Juni 2012 hatten Alliance Boots und Walgreens ihre als Übernahme angelegte Fusion bekannt gegeben. Gemeinsam bringen es die Kettenkonzerne auf 11.000 eigene Apotheken.
Im März wurde mit dem US-Großhändler AmerisourceBergen ein dritter Partner gewonnen, der bis dahin vor allem an unabhängige Apotheken lieferte. Damals wiederum hatte Cardinal Health auf einen Schlag einen Kunden mit einem Umsatz von 22 Milliarden Dollar verloren.
Im Oktober verkündeten McKesson die geplante Übernahme von Celesio. Über eine Allianz mit einer US-Apothekenkette denkt Konzernchef John Hammergren nach eigenem Bekunden nicht nach. Der US-Großhändler kämpft derzeit aber mit dem Finanzinvestor Paul Singer, der mehr als 25 Prozent der Celesio-Anteile eingesammelt hat und die Transaktion blockiert.
Mit Cardinal Health hat sich der letzte verbliebene US-Großhändler jetzt einen Partner gesucht: Zusammen bringen es die Big Three auf 95 Prozent. Zuvor hatte Phoenix-Chef Reimund Pohl erklärt, nicht an einem transatlantischen Bündnis interessiert zu sein.
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