Australien

DHL statt Pharmagroßhandel Benjamin Rohrer, 07.07.2011 14:25 Uhr

Berlin - 

Nicht nur in Großbritannien sorgt der Pharmakonzern Pfizer mit seinem Exklusivvertriebskonzept (Direct to pharmacy, DTP) für Ärger: Seit Februar liefert Pfizer in Australien seine Medikamente nur noch direkt an Apotheken. Logistikpartner ist DHL. Anders als im Königreich fürchten die Apotheker nicht nur um ihre Konditionen, sondern auch um die Versorgung des Flächenstaates. Insbesondere Apotheker in abgelegenen Regionen haben sich bereits über Lieferengpässe beschwert.

Bereits 2007 hatte der Pharmakonzern sein Liefermodell „Pfizer Direkt“ gestartet, vorerst jedoch weiterhin auch über die Großhändler verkauft. Nun liefert Pfizer seine Medikamente ohne Großhandel an die Apotheken.

„Sie werden Pfizer Produkte so oft wie Sie wollen, bestellen und erhalten können“, verspricht der Konzern den Apothekern auf seiner Internetseite. Mehr als 1500 Pharmazeuten hätten sich aber bereits über unregelmäßige Lieferungen beschwert, heißt es in Medienberichten. Patienten kämen nicht mehr rechtzeitig an lebenswichtige Medikamente.

Pfizer dementiert, dass es Probleme bei der Zustellung gegeben hat: Mehr als 99,5 Prozent der Lieferungen seien fristgerecht in den Apotheken angekommen. Sogar Apotheken in abgelegenen Gebieten seien ohne zusätzliche Kosten per Luftfracht versorgt worden.

Der Rückzug aller Pfizer-Produkte aus dem Großhandel könnte bei den Vollversorgern zu erheblichen Umsatzeinbußen führen. Den Apotheken drohten in der Folge schlechtere Konditionen, warnt der Apothekerverband. API, der größte australische Großhändler, hat bereits bestätigt, dass es pro Apotheke zu jährlichen Extra-Kosten von bis zu 4400 australischen Dollar kommen kann.

Die Grossisten sehen aber die Arzneimittelversorgung in abgelegenen Gebieten prinzipiell gefährdet. Insgesamt drei Großhändler, die zugesichert haben, Medikamente innerhalb von 24 Stunden an jede der 5000 australischen Apotheken auszuliefern, erhalten seit 2006 staatliche Zuschüsse. Ohne das Pfizer-Portfolio könnten die Firmen gezwungen sein, das staatliche Subventionsprogramm zu verlassen, heißt es in einer Studie des von den Großhändlern beauftragten Marktforschungsinstituts „Deloitte“.