Unternehmen teilweise mit 9 Milliarden US-Dollar bewertet

Der tiefe Fall der Bluttest-Königin

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Berlin -

Sie war ein Darling der US-Start-up-Szene, dann kam der tiefe Fall. Elizabeth Holmes wollte mit ihrem Medizinunternehmen Theranos Bluttests quasi neu erfinden. Dann stürzte alles ab, gerade musste sie im kalifornischen San Jose vor Gericht erscheinen.

Das ist der Stoff, aus dem Wirtschaftsträume sind: Holmes brach ihr Studium an der US-Eliteuni Stanford ab, gründete mit 19 Jahren ihr Medizin-Start-up Theranos, wollte den Markt auf den Kopf stellen. Als Markenzeichen entschied sie sich für ein Kleidungsstück ihres Idols Steve Job. Der trug stets einen schwarzen Rollkragenpulli – Holmes auch.

Die Investoren fraßen der hübschen Blondine, die schnell Milliardärin wurde, quasi aus der Hand. Im Aufsichtsrat von Theranos saßen unter anderem der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, Ex-Außenminister George Shultz, Ex-Verteidigungsminister James Mattis. Auch Medienmogul Rupert Murdoch wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, in dieses sagenumwobene Unternehmen zu investieren. Zeitweise wurde Theranos mit neun Milliarden US-Dollar bewertet.

Im Jahr 2015 kürte das Time-Magazin sie zu einer der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Ihre Geschäftsidee: Menschen sollten ganz einfach zu Hause einen Bluttest durchführen können, ihr Blutanalysesystem nannte sie den „iPod des Gesundheitswesens“.

Mit nur einem kleinen Stich in den Finger sollte man zahlreiche medizinische Tests vornehmen können. So sollte man Enzyme, Antikörper und Drogen, Herpesviren und Krebsmarker im Blut erkennen können. Und das alles binnen weniger Stunden anstatt wie bisher in Tagen. Patienten und Investoren waren begeistert.

15 Jahre nach der Gründung ihres Start-ups wartet die 35-Jährige heute auf ihren Gerichtsprozess. Die Vorwürfe: Holmes und der ehemalige Geschäftsführer und Lebenspartner Holmes‘, Ramesh „Sunny“ Balwani, sollen Investoren, Ärzte und Patienten betrogen haben. Patienten fordern Schadenersatz, im Falle einer Verurteilung drohen Holmes und Balwani bis zu 20 Jahre Gefängnis und Geldstrafen in Höhe von mehr als zwei Millionen Dollar. Heute wird die Summe, die Anleger verloren haben, auf rund 600 Millionen Dollar geschätzt. Im vergangenen Jahr zahlte die Unternehmerin im Rahmen eines Vergleichs 500.000 Dollar an die US-Börsenaufsicht SEC. Sie erhielt eine strenge Auflage: In den kommenden zehn Jahren darf sie kein börsennotiertes Unternehmen leiten.

Das ist im Augenblick vermutlich ihr kleinstes Problem. Die Vorwürfe wiegen schwer. Angeblich sollen Theranos-Labormitarbeiter nur rund ein Dutzend Tests mit dem selbst entwickelten Gerät durchgeführt haben, das auch noch fehlerhafte Ergebnisse geliefert habe. Offenbar um die Sache zu retten, wurden die übrigen rund 70 Proben dann mit manipulierten Siemens-Geräten durchgeführt. Die Kunden wurden darüber nicht informiert. US-Kunden konnten die Bluttests bequem in der Drogeriekette Walgreens kaufen. Der schöne Theranos-Traum platzte vor drei Jahren, nachdem das „Wall Street Journal“ berichtet hatte, dass die Technologie nur mangelhaft funktioniere. Ehemalige Holmes-Mitarbeiter hatten ausgepackt.

Heute wird Holmes unter anderem von zehn Patienten verklagt, die sie wegen Verbraucherbetrugs und Körperverletzung angezeigt haben. Einer davon hatte einen Herzanfall erlitten und sagt, dass dieser vermeidbar gewesen wäre, wenn der Theranos-Test wie versprochen seine Erkrankung erkannt hätte. Holmes lebt in San Francisco ein nach außen hin unbeschwertes Leben mit ihrem neuen Verlobten, einem Hotelerben. Kürzlich vergnügte sie sich auf dem Burning-Man-Festival. Und natürlich hat Hollywood bereits Interesse bekundet: Die Hauptrolle der Start-up-Unternehmerin Holmes soll Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“; „Winter‘s Bone“) spielen.

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