„Der Notfalldienst ist immer ein Defizit“ Katharina Brand, 24.07.2024 09:54 Uhr
An Notfallpraxen sollen bald Notfallapotheken angesiedelt sein, so sieht es die Notfallreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor. Ein Vorbild könnte die Schweiz sein: In Basel betreiben der Baselstädtische Apotheker-Verband und das Universitätsspital Basel eine Apotheke, die im Zeichen der Notfallversorgung rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, im Einsatz ist. Laut Geschäftsführerin Susanne Thürkauf ist das Ziel, die Abgabe von Arzneimitteln in Basel-Stadt rund um die Uhr sicherzustellen.
Die ehemalige Notdienst-Apotheke in Basel ist mittlerweile eine 24-Stunden-Apotheke. „Der Notdienst allein ist nicht rentabel, davon kann man nicht leben“, weiß Thürkauf. Miteigentümerin der Apotheke ist, gemeinsam mit dem Baselstädtischen Apothekerverband, das Universitätsspital Basel.
Nachtdienst ist defizitär
„Der Notfalldienst ist immer defizitär, auch wenn eine Notdienstpauschale erhoben wird“, berichtet sie. Immerhin ist ein Apotheker die ganze Nacht über vor Ort, Lohnzuschläge gab es lange Zeit nicht. „Nachts sind zu wenige Patienten unterwegs, als dass die Einnahmen für die rentable Führung eines Betriebs ausreichen würden.“
Deshalb erweiterte die ehemalige Notdienstapotheke ihre Öffnungszeiten; Notfälle gibt es schließlich nicht nur in der Nacht. So entstand die Idee zur 24-Stunden-Apotheke.
Keine Ausgabe durch Ärzte
„Es ist uns ein Anliegen, die Zusammenarbeit mit dem Spital zu verbessern“, so Thürkauf. „Die Austrittsmedikation bietet ein hohes Fehlerpotential, das wir minimieren möchten.“ Durch die mittlerweile enge Zusammenarbeit könne man dem medizinischen Fachpersonal des Spitals zeigen, was die Apothekerschaft tagtäglich leiste, so die Apothekerin weiter. Vielen Ärzt:innen und Pflegepersonen sei nicht bewusst, was die Apotheke in puncto Medikationsanalyse und Compliance beziehungsweise Adhärenz zur Versorgung beitrage, so Thürkauf. „Unser Fernziel ist es, dass unser Standort im Spital sein wird, allerdings ist dort die Platznot sehr groß. Bis es so weit ist, wird es noch einige Jahre dauern. Die Zusammenarbeit soll in jedem Fall intensiviert werden.“
Die Apotheke bleibe auf jeden Fall öffentlich, denn die interne Krankenhausversorgung werde durch die Spitalapotheke vollzogen. „Vieles ist zudem kantonal geregelt. Man könnte natürlich auch sagen: ‚Wir lassen den Notfalldienst fallen, der ist schließlich nicht lukrativ‘.“ Laut Thürkauf besteht im Kanton Basel aber ein Regierungsauftrag, der bestimmt, dass 24 Stunden am Tag eine Apotheke geöffnet sein muss. „Das ist wichtig, denn in Basel gibt es keine Selbstdispensation.“
Personelle Herausforderung
„Die Personalknappheit hat sich in den 20 Jahren, in denen die Apotheke besteht, nicht verbessert“, so die Geschäftsführerin. Durch die Umstellung auf den 24-Stunden-Betrieb arbeiten statt 35 mittlerweile 45 Personen in der Apotheke.
Dennoch sei es für sie insgesamt etwas leichter geworden, Personal einzustellen. „Früher konnten wir nur kleine Teilzeitstellen anbieten. Die Mitarbeitenden mussten in der Regel einen zweiten Arbeitgebenden haben.“ Eine Koordination war dementsprechend schwierig, erinnert sich Thürkauf.
Trotzdem sei auch heute noch der überwiegende Teil der Mitarbeitenden in Teilzeit angestellt. Zwar wird versucht, die Arbeitseinsätze mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu gestalten; das bleibt bei einer Apotheke, die 365 Tage im Jahr geöffnet hat, aber eine Herausforderung. „Das ist kein Job von 8 bis 18 Uhr“, weiß die Apothekerin. Anders als im Schichtbetrieb funktioniere die Apotheke nicht. Es gibt eine Morgen-, eine Abend- und eine Nachtschicht sowie Samstags- und Sonntagsdienste.