Walgreens/Celesio

Das große Apothekenschließen

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Berlin -

Normalerweise kennen Kettenkonzerne nur eine Maxime: Wachsen, was das Zeug hält. Doch aktuell müssen Walgreens Boots Alliance (WBA) und McKesson ihre Erwartungen zurückschrauben. Hunderte Filialen werden in den kommenden Monaten in den USA und Großbritannien aus Gründen der Profitabilität geschlossen.

Die Celesio-Geschichte ist schnell erzählt: Wegen der Sparmaßnahmen der Regierung und des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS in den vergangenen zwei Jahren sei das Geschäft nicht mehr profitabel, so Landeschef Cormac Tobin. 190 der rund 1500 Lloyds-Filialen in England werden daher jetzt verkauft oder geschlossen. Insgesamt hatte Celesio zuletzt knapp 1900 Apotheken in Großbritannien.

Bei Walgreens ist das Problem hausgemacht. Eigentlich wollte Konzernchef Stefano Pessina zum „Apothekenkönig“ in den USA aufsteigen: Für 9,4 Milliarden US-Dollar wollte er den Konkurrenten Rite Aid mit 4600 Filialen übernehmen. Wäre der Deal durchgegangen, hätten rund 12.900 Filialen zum Konzern gehört – jede fünfte Apotheke in den USA wäre seinem Imperium zuzurechnen gewesen.

Doch der Deal ging nicht durch. Nach zweijähriger Prüfung war im Frühjahr noch keine Zustimmung der Wettbewerbsbehörde FTC in Sicht. Dabei hätten Walgreens und Rite Aid sogar 865 Filialen an den Mitbewerber Fred's abgegeben.

So stutzte Pessina seine Pläne auf knapp 2200 Geschäfte und 5,2 Milliarden Dollar. Am Ende wurden es 1932 Apotheken für knapp 4,4 Milliarden Dollar. Der Schwerpunkt liegt im Nordosten des Landes; eigentlich hatte der Konzernchef auch in Kalifornien weiße Flecken schließen wollen.

Weil aber auch Walgreens bereits an der Ostküste vertreten wird, beginnt nun der große Kahlschlag. 600 Filialen sollen in den kommenden 18 Monaten geschlossen werden – das ist knapp jedes dritte von Rite Aid übernommene Geschäft. Laut COO Alexander Gourlay sind vor allem solche Standorte beschlossen, in denen es im Umkreis von einer Meile bereits eine Walgreens-Filiale gibt. Wo die Mitarbeiter sich konkrete Sorgen machen müssen, verrät der Konzern noch nicht.

Angesetzt sind in diesem Zusammenhang Belastungen von 450 Millionen Dollar vor Steuern. Die Integration der verbleibenden Filialen kostet den Konzern in den kommenden drei Jahren 750 Millionen Dollar, weitere 500 Millionen Dollar sollen in Umgestaltung und Modernisierung investiert werden. Dazu kommen 325 Millionen Dollar, die der Konzern im Sommer an Rite Aid zahlen musste, weil der ursprüngliche Deal nicht zustande gekommen ist.

Summiert man diese Summen, was man einem Walgreens-Sprecher zufolge aber eigentlich nicht tun sollte, kommt man auf Kosten von rund 6,5 Milliarden Dollar. Rein rechnerisch hat Walgreens damit nicht 2 Millionen Dollar, sondern 3,4 Millionen Dollar pro Filiale bezahlt.

An der Börse kam der Deal zuletzt nicht mehr gut an. Die Walgreens-Aktie sackte seit Sommer ab von knapp 90 auf derzeit 70 Dollar. Noch schlimmer hat es Rite Aid getroffen – statt 8 ist die Aktie nur noch weniger als zwei Dollar wert. Immerhin hat Pessina der versetzten Braut ein neues Zuhause geboten: Wenn Rite Aid will, kann der Einkauf über WBA abgewickelt werden. Walgreens Alliance – der Name ist Programm.

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