Dänemark

Keine Ketten, aber sieben Filialen

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Berlin -

In Dänemark diskutiert die Politik derzeit den lange angekündigten Entwurf zu einem Apotheken-Modernisierungs-Gesetz. Eine radikale Liberalisierung wird es nach derzeitigem Entwurf nun doch nicht. Mit der Abschaffung der Bedarfsplanung soll die Anzahl der Apotheken erhöht werden. Gleichzeitig gibt es empfindliche Einschnitte beim Ausgleichsfonds für Landapotheken und bei der apothekeninternen Förderung. Der Apothekerverband warnt vor möglichen Apothekenschließungen auf dem Land.

Zurzeit führen 221 Apothekenleiter insgesamt 312 Apotheken. Mit rund 17.600 Einwohnern pro Apotheke gehört die Apothekendichte in Dänemark europaweit zu den dünnsten.

Ende 2012 kündigte Dänemarks Regierung an, den Apothekenmarkt zu liberalisieren. Das Monopol der Apotheken sollte zerschlagen, mehr Wettbewerb geschaffen werden. Einzelne Minister hatten das bestehende Fremd- und Mehrbesitzverbot in Frage gestellt. Im Juni 2013 empfahl eine von der Regierung gegründete Produktivitätskommission aus Wirtschaftsprofessoren, Apothekenketten zu etablieren und Supermärkten sowie Drogerien zu erlauben, Apotheker zu beschäftigen und Medikamente abzugeben.

Soweit kommt es nun offenbar nicht. Im Oktober ging der finale Entwurf ins Parlament, die erste Abstimmung passierte das Papier im November. Die zweite und dritte Lesung werden laut Apothekerverband für März und April erwartet. Bei positivem Ausgang würden die Änderungen bereits zum Juli in Kraft treten.

Laut dem Entwurf sollen das Fremd- und Mehrbesitzverbot bewahrt werden – damit die Apotheken ein integraler Teil des Gesundheitssektors bleiben, und nicht des Einzelhandels, so ein Sprecher des Dänischen Apotherverbands. Auch sollen die Ausschreibungen wie bislang gelten: Arzneimittel werden alle 14 Tage ausgeschrieben, Hersteller geben Gebote ab und beliefern dann den gesamten dänischen Markt. Unangetastet lässt die Regierung außerdem die geregelte Apotheken-Gebühr und die einheitlichen Verbraucherpreise, sowie die ausgehandelte Regelung der Bruttoapothekenspanne.

Mit dem Gesetz könnten die Apotheker mehr Flexibilität erhalten: Gibt es bislang eine strenge Bedarfsplanung, dürfen Apotheker künftig bis zu sieben Filialen innerhalb einer Entfernung von 75 Kilometern zur Stammapotheke nach Belieben öffnen oder schließen. Dabei gelte freie Ortswahl – auch für sogenannte „shop-in-shop“-Apotheken, etwa in Supermärkten. Derzeit dürfen Pharmazeuten maximal vier Apotheken besitzen. Die meisten Apotheker hätten eine oder zwei, nur wenige hätten drei Apotheken, vier betreibe niemand, so der Apothekerverband. Zudem dürften Inhaber Filialapotheken frei verkaufen, wenn diese nicht notwendig für die Versorgung sind.

Möglich wird laut Entwurf zudem der Betrieb von einer oder zwei reinen Versandapotheken – ohne dazugehörige Stammapotheke. Dazu würden einem oder zwei jungen Pharmazeuten, die bislang keine eigene Apotheke besitzen, Lizenzen erteilt. Eine „physische“ Apotheke dürften sie dann nicht betreiben. Die beiden Versandapotheken unterlägen ansonsten den selben Regeln wie andere Apotheken. Bislang gibt es ein gemeinsame Versandlösung in Dänemark, an der rund 90 Prozent aller dänischen Apotheken teilnehmen.

Empfindliche Kürzungen sind im Bereich der apothekerinternen Förderung geplant. Alle Apotheken zahlen einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes in einen Fonds. Aus diesem erhalten Filialapotheken mit geringem Umsatz Unterstützung. Diese soll – nach und nach ab Januar 2016 bis Januar 2022 – für solche Filialen wegfallen, die weniger als zehn Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt sind. Auch sogenannte „pharmacy outlets“, die von Apothekern betrieben werden, aber keine Rx-Medikamente abgeben dürfen, würden die Gelder nicht mehr erhalten, wenn sie weniger als fünf Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt sind.

Laut dänischem Apothekerverband würden so rund 45 der 74 Filialapotheken im Land die Förderung von 517.000 Dänischen Kronen (69.520 Euro) und rund jede zweite der 116 „pharmacy outlets“ 73.000 Dänische Kronen (9800 Euro) pro Jahr verlieren. Viele Apotheken stünden damit faktisch vor der Schließung, besonders in dicht besiedelten Gebieten. Darüber hinaus würde die Unterstützung für alle 17 sogenannten „supplementary pharmacies“ – der zweiten Filiale eines Inhabers – wegfallen.

Der Verband kritisiert, dass, während Filialapotheken ihren Förderungsstatus abhängig von der Entfernung behalten könnten, die „supplementary pharmacy” ihren Status in jedem Fall verliert. Bei Gleichbehandlung könnten neun von zehn betroffene Apotheken in ländlichen Regionen auch weiterhin gefördert werden, heißt es.

Einschnitte gibt es auch bei der sektorinternen Umverteilung. Bei dem Programm erhalten Stammapotheken mit einem geringen Umsatz eine Unterstützung von umsatzstarken Apotheken. Zwar bleibt das Programm grundsätzlich erhalten – zwischenzeitlich schien es, als würde der Fonds völlig abgeschafft.

Jedoch soll die Umsatzschwelle, ab der die Apotheke Unterstützung erhält, von 38,7 auf 35 Millionen Dänische Kronen (5,2 auf 4,7 Millionen Euro) sinken. 2006 lag die Grenze noch bei 47 Millionen Kronen (6,3 Millionen Euro). Insgesamt würden sich die Kürzungen für Apotheken auf 58 Millionen Dänische Kronen (7,8 Millionen Euro) summieren.

Wegen eines geringen Umsatzes durch wenige Kunden wären die 21 Apotheken in dünn besiedelten Gebieten damit von Schließung bedroht. Der Verband warnt, dass mehr als 200.000 Bewohner künftig sehr viel weitere Wege fahren müssten, als die 15 Kilometer, die die Regierung als Ziel vorgibt.

Gestrichen wird laut Entwurf außerdem das staatlich garantierte Darlehens-Programm für junge Apotheker. Apotheken-Inhaber könnten künftig verpflichtet werden, eine Filialapotheke oder einen „pharmacy-outlet“ zu bewahren, zu übernehmen oder zu gründen – mit der jährlichen Unterstützung aus der apothekeninternen Förderung als einzige Kompensation. Außerdem soll eine Positiv-Negativ-Liste von nicht-medizinischen Produkten erstellt werden, die in der Apotheke verkauft oder nicht verkauft werden dürften.

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