Dänemark

Apotheker sollen ärztliche Aufgaben übernehmen Benjamin Rohrer, 24.07.2013 11:55 Uhr

Hilfe für Ärzte: Weil sich in Dänemark die Ärzte mit den Behörden streiten, könnten die Apotheker bald mehr Kompetenzen bekommen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Dänemarks Apotheker könnten bald zusätzliche Kompetenzen erhalten. Die 3600 Hausärzte des Landes streiten sich derzeit mit den einzelnen Regionen über eine Überarbeitung des ärztlichen Versorgungsauftrages: Der Staat will einerseits mehr Einblick in die Abrechnungsweise und Behandlung der Mediziner bekommen und andererseits ärztliche Tätigkeiten an andere Heilberufe delegieren. Die Ärzte weigern sich, den Vertrag zu unterschreiben. Sollte der Konflikt andauern, müssten die Pharmazeuten aushelfen, kündigte die Nationale Gesundheitsbehörde an.

Im Auftrag der staatlichen Krankenversicherung schließen in Dänemark die Regionen Verträge mit den Verbänden der Ärzteschaft ab. Seit September 2012 laufen die Verhandlungen über einen neuen Rahmenvertrag. Die Regionen fordern von den Ärzten einen genauen Einblick in deren Gebührenordnung, um die Verwendung der Versichertengelder transparenter zu gestalten.

Ebenso wollen die Regionen mehr Informationen über den Behandlungsinhalt: So sollen die Mediziner beispielsweise melden, welche Therapien angeschlagen haben und welche nicht. Der Staat will so die Effizienz und Produktivität des Gesundheitssystems steigern. Zudem müssten mehr Aufgaben von Apothekern, Krankenhäusern und Pflegern übernommen werden, damit der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen einfacher wird.

Die Mediziner stellen sich quer: Ihrem nationalen Verband zufolge könnte die Berufsfreiheit durch diese Regelungen übermäßig eingeschränkt werden. Die Mediziner befürchten auch, dass die Behandlungsinformationen zweckentfremdet werden könnten. Auch die Patienten würden der Datenweitergabe niemals zustimmen. Insgesamt würden sich in der Folge immer weniger Mediziner dazu entschließen, sich niederzulassen. Die flächendeckende Versorgung würde letztendlich darunter leiden, so die Ärzte.

Der noch gültige Vertrag läuft Ende August aus. Als letzte Konsequenz haben die Ärzte angekündigt, ihre Patienten nicht mehr auf Kassenleistung sondern nur noch gegen Barzahlung zu behandeln.

Nach einer Krisensitzung hat die dänische Gesundheitsbehörde in diversen Medineberichten nun angekündigt, dass auch Apotheker aushelfen könnten, Versorgungslücken zu schließen. Schon heute könnten Patienten sich von Pharmazeuten den Blutdruck oder den Blutzuckerspiegel messen lassen.

Insbesondere Präventionsmaßnahmen oder die Behandlung leichter Krankheiten könnten von den Pharmazeuten übernommen werden, so die Behörde. Was genau die Apotheker den Ärzten abnehmen sollen und wie die Pharmazeuten dafür honoriert werden sollen, ließ die Gesundheitsbehörde noch offen. Dazu müssten die Apotheker – wie die Ärzte – mit den einzelnen Regionen verhandeln.