Die Übernahmegespräche zwischen der US-Apothekenkette CVS und dem Krankenversicherer Aetna sind offenbar auf der Zielgeraden. Bereits am Montag könnte die mehr als 66 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme angekündigt werden, schreibt das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf Insider.
Beide Parteien befinden sich demnach in fortgeschrittenen Verhandlungen. CVS dürfte zwischen 200 und 205 Dollar pro Aetna-Aktie hinblättern, hieß es weiter. Der Kaufpreis solle hauptsächlich in bar und zum Teil in eigenen Aktien gezahlt werden. Die Konzerne selbst äußerten sich gegenüber dem WSJ nicht.
Sollte der Deal zustande kommen, wäre es nicht nur die bislang größte Unternehmensübernahme in diesem Jahr, sondern auch der erste Vorstoß einer Apothekenkette in den Krankenversicherungsmarkt. CVS hatte sich vor einigen Jahren den Pharmacy Benefit Manager (PBM) Caremark einverleibt und sich damit auf der sicheren Seite gewähnt: PBM verhandeln die Arzneimitteltarife für Arbeitgeber und Krankenversicherungen und können damit die Versichertenströme steuern: Nur Apotheken, die sich den Konditionen beugen und einen Vertrag haben, dürfen die Rezepte der entsprechenden Versicherten beliefern. Im großen Umfang werden Medikamente auch direkt durch die hauseigenen Versandapotheken verschickt.
Doch mit Amazon droht ein neuer Konkurrent, der nicht nur ins Arzneimittelgeschäft einsteigen, sondern auch einen PBM auf die Beine stellen will. Die seit Monaten anhaltenden Gerüchte haben die Aktien der Apothekenketten auf Talfahrt geschickt. Für CVS wäre ein Deal mit Aetna ein Befreiungsschlag.
Dazu kommt, dass Konkurrent Walgreens CVS im vergangenen Jahr mit mehreren Exklusivvereinbarungen mit anderen PBM eiskalt erwischt hatte: Im März hatte Walgreens eine Partnerschaft mit OptumRx geschlossen, einem der führenden PBM mit 65 Millionen Mitgliedern. Im August unterzeichnete Prime Therapeutics einen Vertrag mit der führenden Apothekenkette; der Deal brachte weitere 22 Millionen potenziellen Neukunden. Im September gab es schließlich auch noch einen Zuschlag mit Tricare, der Krankenversicherung des US-Militärs mit knapp 10 Millionen Mitgliedern.
Bei CVS herrschte blankes Entsetzen: Alleine die letzten beiden Deals des Konkurrenten werden den Konzern nach Angaben von CEO Larry Merlo mehr als 40 Millionen Verordnungen pro Jahr kosten. Wenn die Versicherten ihre Rezepte weiter bei CVS einlösen, obwohl die Kette nicht mehr Vertragspartner ist, drohen ihnen höhere Zuzahlungen. Bereits jetzt sehe man Kunden abwandern, die über den Vertragswechsel bereits informiert worden seien, hieß es im vergangenen Jahr.
Aetna wiederum wollte eigentlich seinen Rivalen Humana für 37 Milliarden US-Dollar übernehmen. Doch die Kartellbehörden untersagten den Deal, was den Konzern eine Milliarde Dollar an Ausfallzahlung kostete. Parallel musste die Krankenversicherung Anthem sogar 1,85 Milliarden Dollar an Konkurrent Cigna zahlen, da auch dieser Deal platzte.
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