Italien wird abgeriegelt, Touristen müssen Israel verlassen. Weltweit greifen Regierungen zu drastischen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu beschränken.
In Italien sollen wegen der Coronavirus-Ausbreitung die rund 60 Millionen Einwohner seit Dienstag möglichst zu Hause bleiben. Die Regierung in Rom hatte am Montagabend die zuvor im Norden des Landes verhängten Sperrungen auf das ganze Land ausgedehnt. Die Menschen dürfen nach den neuen Regeln nur aus wenigen Gründen ihr Haus verlassen. Als Ausnahmen gelten Einkaufen, wenn man zur Arbeit muss, Arztbesuche oder die Hilfe alter oder kranker Verwandter. Das Besuchen von Freunden oder Spaziergänge in anderen Orten sind untersagt. Kinos und Theater sind landesweit geschlossen. Läden, Bars und Restaurants haben nur eingeschränkt geöffnet.
Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen aber nicht gestoppt werden.
Die Schließung aller Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land wurde von Mitte März auf mindestens Anfang April verlängert. Das Land kämpft seit Wochen vergeblich gegen die rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben.
Die Krankenhäuser in den besonders betroffenen Zonen im Norden, etwa in der Lombardei, sind am Limit, Plätze in den Intensivstationen sind knapp. Die Ausbreitungswelle des neuen Coronavirus war im Februar zuerst aufgefallen. Vermutlich ist das Virus aber schon länger im Land.
Nach Verschärfungen der Einreisebestimmungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus müssen Touristen Israel nun binnen weniger Tage verlassen. „Touristen, die sich in Israel aufhalten, wird Zeit gegeben, in den nächsten Tagen auf geordnete Weise auszureisen“, hieß es in einer Stellungnahme des Gesundheitsministeriums. Ein genaues Datum wurde nicht genannt.
Sollten Touristen vorher Krankheitssymptome aufweisen, müssten sie sich sofort beim Rettungsdienst melden, hieß es weiter. Ansonsten sollten sie Hygieneregeln befolgen, Menschenansammlungen meiden und ihre Reiseroute in Israel dokumentieren. Eine Rückkehr nach Ausreise in Nachbarländer sei nicht möglich.
Am Montagabend hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu beschlossen, dass alle nach Israel Einreisenden wegen der Ausbreitung des Coronavirus für zwei Wochen in Heimquarantäne müssen. Der Beschluss gelte zunächst für zwei Wochen. Das Innenministerium präzisierte nach Medienberichten, für Israelis gelte die Entscheidung von sofort an, für Ausländer trete sie von Donnerstag an in Kraft. Danach können demnach keine Ausländer mehr einreisen, außer wenn sie glaubhaft beweisen können, dass sie sich für 14 Tage in Quarantänebedingungen begeben können.
Tausende Bürger befinden sich derzeit in Israel in häuslicher Quarantäne. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist das Virus mittlerweile bei 50 Personen in Israel nachgewiesen worden. Todesfälle wurden bisher nicht erfasst.
Im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie hat Spanien weitere Maßnahmen ergriffen. Alle direkten Flüge von und nach Italien würden ab Mitternacht bis zum 25. März verboten, teilte die linke Regierungskoalition nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in Madrid mit. Außerdem würden alle Tagungen des Parlaments ab sofort und für mindestens eine Woche ausgesetzt. Beide Maßnahmen hätten „nur ein Ziel“, sagte Regierungssprecherin María Jesús Montero. „Den Schutz der Menschen.“ Sie könnten wenn nötig verlängert werden, betonte sie.
Vom Flugverbot können den Angaben zufolge nicht kommerzielle Flüge wie etwa Flüge von Staats- oder Gütertransport-Maschinen sowie für humanitäre Zwecke ausgenommen werden. Im vergangenen Jahr gab es rund 106.000 kommerzielle Flüge zwischen Spanien und Italien, was knapp 10 Prozent des spanischen Luftverkehrs ausmacht. Dabei wurden 16 Millionen Passagiere transportiert.
Die von der Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 besonders betroffenen Regionen von Madrid, Vitoria und Labastida (beide im Baskenland) sowie La Rioja teilten mit, dass ab Mittwoch alle Kitas, Schulen und Universitäten für mindestens 15 Tage geschlossen bleiben. Die spanische Fußball-Liga beschloss «Geisterspiele» für die kommenden zwei Wochenenden.
Die Zahl der Infizierten lag unterdessen am Dienstag in Spanien bei mehr als 1600, wie das Gesundheitsministerium in Madrid mitteilte. Das waren gut 400 Nachweise mehr als am Vortag. 35 Menschen seien bisher gestorben, hieß es.
Tschechien schließt alle Schulen und untersagt Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Das teilte Ministerpräsident Andrej Babis der Agentur CTK zufolge nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats in Prag mit. Das Verbot gilt für kulturelle, sportliche und religiöse Veranstaltungen sowie Messen und Märkte. Ab Mittwoch wird der Lehrbetrieb an allen Schulen eingestellt. Die Maßnahme gilt vorerst unbefristet. Weiter geöffnet bleiben dürfen indes Kindergärten und Kitas.
In Tschechien wurden bis Dienstagvormittag 40 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Darunter ist auch der erste Fall, bei dem die Quelle für die Ansteckung unbekannt ist. Betroffen ist ein Taxifahrer aus Prag, der positiv getestet wurde. Bei allen anderen Infizierten handelte es sich um Menschen, die in Italien gewesen waren, und deren Kontaktpersonen und Familienangehörige.
Die Slowakei hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus alle Kultur- und Sportveranstaltungen im Land ab Dienstag für 14 Tage untersagt. Wie die Regierung in einer offiziellen Mitteilung erklärte, tritt zugleich eine verpflichtende Quarantäne für alle Menschen in Kraft, die aus Italien, China, Südkorea oder dem Iran einreisen. In Bratislava und mehreren anderen Regionen des Landes wurden bereits zuvor alle öffentlichen Schulen geschlossen. Mit bisher sieben offiziell bestätigten Infektionsfällen (bis Montagabend) ist die Slowakei bislang noch weniger betroffen als einige Nachbarländer.
Japan stemmt sich mit einem weiteren milliardenschweren Konjunkturpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen des grassierenden Coronavirus. Die Regierung verabschiedete am Dienstag Maßnahmen im Volumen von einer Billion Yen (8,5 Milliarden Euro) zur Unterstützung von betroffenen Unternehmen. Rund die Hälfte davon wird in Form von zinslosen Krediten für kleine und mittlere Firmen bereitgestellt, denen es an finanziellen Mitteln in Folge scharfer Verkaufseinbußen mangelt. Zudem werden Teilzeitkräften, die in Folge der Schulschließungen ihrer Beschäftigung nicht nachgehen können und sich stattdessen um ihre Kinder zu Hause kümmern müssen, Finanzhilfen von täglich 4100 Yen zur Verfügung gestellt, wie Medien berichteten.
Erst vor einem Monat hatte die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe ein erstes Paket gegen die Viruskrise geschnürt, das Niedrigzins-Kredite über 500 Milliarden Yen für kleine und mittelgroße Unternehmen der Tourismus-Industrie und anderer vom Virus besonders betroffener Branchen beinhaltete. Die Viruskrise trifft Japan zu einer Zeit, da die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession zu rutschen droht.
Am Dienstag segnete das Kabinett zudem einen Gesetzesantrag ab, mit dem der Regierungschef die Befugnis bekäme, falls nötig den Notstand im Land auszurufen. Abe war harsch dafür kritisiert worden, das neuartige Coronavirus anfangs nicht richtig ernst genommen und unzureichend darauf reagiert zu haben. Inzwischen hat Japan, das im Sommer die Olympischen Spiele austragen will, die Maßnahmen verstärkt. So rief Abe am Dienstag dazu auf, große Veranstaltungen auch über Mitte März hinaus abzusagen, um eine weitere Ausbreitung des neuen Erregers zu verhindern. Bislang sind in Japan rund 1200 Infektionen bestätigt, wobei rund 700 Fälle davon Menschen von Bord eines zeitweise unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes sind.
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