Großbritannien

Corona-Impfungen in Apotheken dpa/APOTHEKE ADHOC, 14.01.2021 15:00 Uhr

Impfung in der Offizin: Hunderte Apotheken sollen in den kommenden Wochen in Großbritannien ihre Kunden gegen Corona impfen.
Berlin - 

In Großbritannien bieten nun auch Apotheken Impfungen gegen das Coronavirus an. Der Schritt soll helfen, das Impftempo zu erhöhen. Die Regierung will bis Mitte Februar bis zu 15 Millionen Menschen aus den größten Risikogruppen impfen.

„Apotheken spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen Covid-19“, sagte Claire Anderson von der Royal Pharmaceutical Society. Den Anfang machen zwei Filialen von Boots und Superdrug sowie vier unabhängige Apotheken. Sie haben bereits an Webinaren teilgenommen und die ersten Lieferungen erhalten. In den kommenden Wochen sollen in zwei weiteren Wellen deutlich mehr Standorte hinzukommen: Ende Februar sollen „hunderte“ Geschäfte in der Lage sein, Menschen zu impfen. Zum Einsatz kommen soll der Impfstoff von AstraZeneca, der nicht bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden muss.

Voraussetzung ist, dass pro Woche mindestens 1000 Impfungen durchgeführt werden. Im Dezember hatten sich die Apothekenbetreiber für Corona-Impfungen anmelden müssen. Bereits seit Jahren wird in Apotheken gegen andere Infektionskrankheiten wie Grippe geimpft. Der NHS konnte auf Nachfrage nicht sagen, wie viele Apotheken sich beworben haben und nun an der Impfaktion teilnehmen. Medienberichten zufolge sollen es 200 Apotheken sein. Boots will zunächst drei Impfzentren in Halifax, Huddersfield and Gloucester eröffnen.

Alleine in England können sich Menschen laut Medienberichten in 200 Kliniken, 1200 Impfpraxen und 50 großen Impfzentren impfen lassen. Bisher haben nach Regierungsangaben landesweit mehr als 3,2 Millionen Menschen eine Dosis gegen das Virus erhalten. Angesichts der raschen Ausbreitung einer mutmaßlich deutlich ansteckenderen Virus-Variante setzt die Regierung auf einen baldigen Effekt der Massenimpfung. Apothekenmitarbeiter gehören als Gesundheitspersonal neben Risikopatienten zur ersten Gruppe, die sich impfen lassen kann.

Auch in anderen Ländern können sich Menschen in Apotheken gegen Corona impfen lassen. Die US-Apothekenkette CVS etwa kündigte an, dies perspektivisch in all ihren Filialen anbieten zu wollen. Dann könnten pro Tag eine Million Menschen geimpft werden. Voraussetzung sei aber die Verfügbarkeit des Impfstoffs. Auch in Südafrika wollen die Apotheken ab März ihren Kunden ein entsprechendes Angebot machen.

Das britische Gesundheitssystem steht erheblich unter Druck, in den Kliniken werden nach Angaben von Premierminister Boris Johnson etwa 70 Prozent mehr Corona-Patienten behandelt als zum Höhepunkt der ersten Welle im April. Wegen der Überlastung gibt es lange Wartezeiten in den Notaufnahmen. In der Woche bis zum 10. Januar mussten in England mehr als 5500 Patienten länger als eine Stunde auf die Aufnahme warten, wie aus Daten des Gesundheitsdiensts NHS hervorgeht. Das ist der höchste Stand in diesem Winter. Mehr als 9200 weitere Patienten mussten sich 30 bis 60 Minuten gedulden. Erfasst wird die Wartezeit bis zur vollendeten Erfassung in der Notaufnahme.

Viele Krankenhäuser haben kaum Platz für andere Operationen und Maßnahmen. Die Zahl der Patienten, die generell auf eine Aufnahme in die Kliniken warteten, stieg Ende November auf 4,46 Millionen und damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies zeige die „katastrophalen Auswirkungen“ des Coronavirus, sagte der Chef der Chirurgenvereinigung Royal College of Surgeons of England, Neil Mortensen. „Wenn diese Krise irgendwann beendet ist, benötigen wir nachhaltige Investitionen, um alle zu behandeln, die geduldig gewartet haben“, mahnte er.