Die italienische Supermarktkette Coop ist mit dem jüngsten Liberalisierungsgesetz der italienischen Regierung nicht zufrieden. Das Gesundheitsministerium hatte kürzlich bekannt gegeben, dass 220 verschreibungspflichtige, nicht erstattungsfähige Arzneimittel aus der Rezeptpflicht entlassen werden und somit in OTC-Shops („Parafarmacie“) und Einkaufszentren verkauft werden dürfen. Coop und dem Verband der Parafarmacie geht die Ausgliederung nicht weit genug – beide fordern die komplette Liberalisierung der Medikamentenliste „Fascia C“.
Eigentlich hatte die Regierung auch geplant, die gesamte „Fascia C“ aus der Apothekenpflicht zu entlassen. Nach Protesten des Apothekerverbandes wurde das Gesetz aber abgeschwächt: Rx-Präparate bleiben demnach in der Offizin. Die Arzneimittelbehörde wurde aber beauftragt, eine Liste von häufig verkauften Rx-Medikamenten zu erstellen, die aus der Rezept- und damit auch aus der Apothekenpflicht entlassen werden können. Zu den ausgewählten Arzneimitteln gehören unter anderem Aciclovir-haltige Herpes-Crémes, Antimykotika, Diosmin-haltige Venenmittel und antiallergische Augentropfen.
„Wir verstehen absolut nicht, welche Kriterien für die Aufstellung herangezogen wurden: Die meisten der Präparate dürfen wir ohnehin schon verkaufen“, so Giuseppe Scioscia, Präsident des Verbandes Parafarmacie. „Warum wird diese Diskriminierung fortgeführt? Nicht einmal die Technokraten-Regierung ist anscheinend in der Lage, die mittelalterlichen Privilegien der Apothekeninhaber zu bekämpfen“, so Scioscia.
Auch die Supermarktkette Coop protestiert: „Die entlassenen Präparate machen nur 6 Prozent aller Käufe in der 'Fascia C' aus – für die Verbraucher wird es erneut keinen frischen Wind geben.“ Hätte man die Liberalisierung weiter ausgedehnt, hätten die Patienten aufgrund von Preisreduzierungen mehr als 250 Millionen Euro sparen können, argumentiert Coop.
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