USA

Cigna will Express Scripts schlucken

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Berlin -

Cigna will den Pharmacy Benefit Manager (PBM) Express Scripts für 67 Milliarden US-Dollar übernehmen. Das ist für den US-Krankenversicherer bereits der zweite Anlauf für einen Zukauf, nachdem die geplante Großfusion mit dem Rivalen Anthem gescheitert war. Die Megafusion ist eine Antwort auf die Konsolidierungswelle der Branche – und nicht zuletzt auf Amazon

Cigna generiert mit über 40.000 Beschäftigten Jahresumsätze von zuletzt 41 Milliarden Dollar und hat 95 Millionen Kunden. Express Scripts ist mit einem Umsatz von 100 Milliarden Dollar und 25.000 Mitarbeitern der größte PBM in den USA. Diese Einkaufsorganisation handelt die Preise für Arzneimittel aus und zwar zwischen Apotheken, Krankenversicherern und Unternehmen, die ihre Mitarbeiter versichern.

Die Konsolidierungsabsichten von Krankenversicherern und PBM sind erst kürzlich neu befeuert worden durch die Ankündigung von Amzon, zusammen mit der größten US-Bank JP Morgan Chase und Warren Buffett eine Firma zu gründen, um die Krankenversicherungskosten für die beteiligten Konzerne und deren Mitarbeiter zu senken. Cigna und Express Scripts erhoffen sich von der Aquisition natürlich Wettbewerbsvorteile gegen die bestehende Konkurrenz aus den eigenen Reihen und gegen Amazon als Neuling auf dem US-Gesundheitsmarkt.

Express Scripts geht angeschlagen in diese Konsolidierung, weil der Konzern mit der Krankenkasse Anthem einen großen Kunden verloren hatte. Der Versuch von Cigna wiederum, mit Anthem zu fusionieren, war wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken geplatzt. Auch die beiden Krankenversicherer Aetna und Humana mussten aus ähnlichen Gründen auf einen Zusammenschluss verzichten.

Bei den Apotheken- und Drogerieketten CVS, Walgreens und Rite Aid sind wettbewerbsstärkende Zusammenschlüsse ebenfalls schon ausgereizt. Rite Aid ist an Walgreens und an den Lebensmitteldetailhändler Albertsons gegangen. CVS will mit Aetna den drittgrößten Krankenversicherer des Landes übernehmen und Walgreens hat ein Auge auf den Medikamentengroßhändler AmerisourceBergen geworfen. Apple hat Anfang März angekündigt, Krankenhäuser für seine Mitarbeiter gründen zu wollen.

Nachdem am 13. März 2018 die Aktionäre von CVS die Aetna-Akquisition bereits abgesegnet haben und jetzt auf die kartellrechtliche Zustimmung in der zweiten Jahreshäfte hoffen, spekulieren Beobachter in den USA bereits, dass ein Ja zu CVS/Aetna wiederum ein Nein für Cigna/Express Scripts bedeuten könnte.

Dass bislang die Aufsichtsbehörden die geplanten Fusionen hinauszögern oder gar verhindern, ist offenbar auch der Tatsache geschuldet, dass die Protagonisten sich als künftige Retter einer Situation darstellen, deren Motor sie in Wirklichkeit sind. Während die Kampfansage von Amazon ganz klar auf deutliche Preisrabatte auf dem OTC- und Rx-Markt zielt, stehen gerade die PBM für zunehmende Kostentreiberei.

Sie produzieren selbst keine Medikamente, sondern handeln im Auftrag von privaten und staatlichen Krankenversicherern mit Apotheken die Arzneimittelabgabepreise aus. Sie bestimmen letzlich darüber, in welchen Apotheken welche Arzneimittel für die Versicherten zu welchem Preis verfügbar sind. Über die großen Einkaufsmengen, die dadurch möglich sind, versuchen sie entsprechende Rabatte bei den Pharmafirmen herauszuschlagen. Sie versprechen dabei Einsparungen von bis zu 650 Milliarden Dollar.

Der US-Verband der unabhängigen Apotheker hält diese Angaben für falsch und hat inzwischen eine Untersuchung durch den Kongress in Washington gefordert. Immerhin vertreten die PBM, hinter denen meistens Multikonzerne mit Apothekenketten und Großhändlern stecken, rund 90 Prozent aller krankenversicherten US-Bürger.

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