Die britischen Apotheken werden voraussichtlich ab Ende Oktober die Behandlung von Chlamydien-Infektionen in Eigenregie durchführen. Dazu hat die Arzneimittelaufsichtsbehörde das Antibiotikum Azithromycin zur Behandlung bereits diagnostizierter, beschwerdefreier Chlamydien-Infektionen bei Personen über 16 Jahren aus der Verschreibungspflicht entlassen. Allerdings erhält vorerst nur das Actavis-Produkt Clamelle (2 Tabletten à 500 mg) den OTC-Status.
Apothekerverband und Actavis bereiten ein gemeinsames Programm vor. Die Apotheken müssen sich für die Teilnahme einschreiben, um Zugang zu spezieller Software und Mitarbeiterschulungen zu erhalten. Den Patienten dürfen die Apotheker nur dann Clamelle abgeben, wenn diese eine entsprechende Diagnose nachweisen können oder diese über die Apotheke durchführen lassen. Der Laborbefund, der im Rahmen des Clamelle-Programms ausschließlich den Apotheken übermittelt wird, soll 25 Britische Pfund, die Behandlung 20 Pfund kosten.
Die britische Arzneimittelbehörde will weitere rezeptpflichtige Arzneimittel zu OTC-Produkten machen. Erst vor wenigen Jahren waren Chloramphenicol-haltige Augentropfen und -salben aus der Verschreibungspflicht entlassen worden. Künftig sollen auch bestimmte Präventionsmittel sowie Chroniker-Medikamente ohne Rezept in den Apotheken erhältlich sein. Die Apotheken seien zu diesem Schritt bereit, und die Patienten könnten eine aktivere Rolle bei der Behandlung spielen, hieß es.
Chlamydien-Infektionen zählen zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten und haben in den vergangenen zehn Jahren zugenommen, vor allem unter jungen Menschen. Die Infektion verläuft meist asymptomatisch, kann jedoch zu dauerhaften Schäden sowie zu Zwischenfällen bei der Schwangerschaft führen. Die britische Regierung startete 2005 ein Nationales Screening-Programm.
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