China drängt in den Generika-Markt APOTHEKE ADHOC, 15.05.2008 16:19 Uhr
Die chinesische Generika-Industrie könnte für neuen Wirbel auf dem internationalen Pharmamarkt sorgen. Als Startschuss wertet das Marktforschungsinstitut IMS Health die Zulassung einer generischen Variante des Aids-Medikaments Nevirapin durch die amerikanische Zulassungsbehörde FDA im vergangenen Jahr. Von 2012 an kann der chinesische Konzern Zjhejiang Huahai Pharmaceutical sein Generikum auf den Markt bringen. Bis dahin hält Boehringer Ingelheim das Patent.
Schon heute ist China einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge der weltgrößte Hersteller für pharmazeutische Inhaltsstoffe. Bislang hat die Industrie allerdings kaum Fertigarzneimittel produziert. Das könnte sich jedoch schnell ändern: Mindestens zehn andere Hersteller aus dem Land der Mitte stünden bereits in den Startlöchern. Noch in diesem Jahr könnten chinesische Konzerne Zulassungen für ihre Generika erhalten, berichtet Reuters.
Die Preisschlacht auf dem Generikamarkt könnte dann neue Ausmaße annehmen, denn IMS geht davon aus, dass die Chinesen vor allem über den Preis in den Markt drängen werden. Nach dem Vorbild des indischen Generika-Herstellers Ranbaxy könnten viele chinesische Unternehmen in den kommenden Jahren den Schritt vom Zulieferer zum Hersteller von Fertigpräparaten machen. Indien muss dann um seine Vormachtstellung bei der Versorgung der großen Märkte in Europa und den USA bangen.
Allerdings könnte Indien den Wettlauf unter Umständen über die Qualität gewinnen, vermutet IMS. Denn China hat spätestens seit dem Heparin-Skandal im vergangenen Jahr ein Image-Problem, was die Qualität seiner pharmazeutischen Produkte angeht: 81 Todesfälle in den USA wurden 2007 in Verbindung mit Antikoagulanz registriert, das mit Inhaltsstoffen aus China hergestellt wurde.