Niederlande

Celesio/Phoenix kaufen Mediq

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Berlin -

Mediq verabschiedet sich komplett aus dem Pharmahandel, um sich ganz auf den Bereich Homecare fokussieren zu können. Der niederländische Konzern, der dem US-Finanzinvestor Advent gehört, will nach dem polnischen jetzt auch sein niederländisches Apotheken- und Großhandelsgeschäft abstoßen. Käufer sind Celesio und Phoenix. Damit ist der Markt fest in der Hand von drei großen Anbietern.

2010 hatten Celesio und Phoenix ihre Aktivitäten im schwierigen niederländischen Markt verschmolzen. Celesio brachte sein Kettengeschäft in das Gemeinschaftsunternehmen ein und erhielt im Gegenzug 45 Prozent der Anteile. Der Stuttgarter Konzern war in den Niederlanden nie als Großhändler aktiv und mit seinen 50 Apotheken allein nicht wettbewerbsfähig.

Das Joint Venture mit dem Namen Brocacef betreibt unter der Phoenix-Marke Benu 114 Apotheken, dazu kommen 140 Franchisenehmer. Der Umsatz lag zuletzt bei 1,1 Milliarden Euro; 2200 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen.

Jetzt will Brocacef die Apotheken-, Großhandels- und Logistikaktivitäten von Mediq übernehmen. Mit dann insgesamt 5300 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro wird Brocacef zum Marktführer. Mediq hat 219 eigene Apotheken, dazu kommen 26 Franchise- und 42 Partnerapotheken.

Laut Celesio-Chef Marc Owen ergänzen sich die Aktivitäten von Brocacef und Mediq optimal – sowohl aufgrund der geographischen Verteilung als auch in ihrem Angebot. „Durch den angestrebten Kauf werden wir in den Niederlanden eine optimale Positionierung als Bindeglied zwischen Hersteller und Patient erreichen.“ Die Akquisition steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden.

Damit gibt es in den Niederlanden künftig faktisch nur noch drei wesentliche Anbieter im Pharmahandel. Alliance Boots kommt im Großhandel auf Erlöse von knapp 1,1 Milliarden, im Einzelhandel auf 170 Millionen Euro. Der Konzern hat nach einem vermasselten Start von Boots vor 15 Jahren zwar nur 68 eigene Apotheken, die unter Boots oder De Vier Vijzels firmieren. Unter der Marke Kring betreibt Alliance aber die größte Kooperation mit 250 Mitgliedern.

Dritter Anbieter ist die Genossenschaft Mosadex, die nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von einem Viertel kommt. 650 Apotheken machen demnach bei der hauseigenen Kooperation mit. Zu Apotheek Voorzorg gehört auch die zentrale patientenindividuelle Verblisterung.

Insgesamt sind von den rund 1800 niederländischen Apotheken rund 700 in Kettenbesitz. Neben den Platzhirschen gibt es eine Reihe kleinerer Ketten wie Medsen (Apotheken in Overdracht), Spanhoff, Thio, Prickartz und Zorggroep Almere. Die Drogeriekette Etos hat ebenfalls einzelne Apotheken.

Das Mehrbesitzverbot war in den Niederlanden bereits 1987 gefallen; gleichzeitig hatte die Regierung der vermeintlich willkürlichen Niederlassungspolitik der Königlichen Pharmazeutischen Gesellschaft (KNMP) einen Riegel vorgeschoben. Seit 1992 können außerdem Krankenversicherer individuelle Verträge mit Apotheken abschließen; seit 1999 können auch Nichtpharmazeuten Apotheken betreiben.

Mediq firmierte ursprünglich unter dem Namen OPG und war als genossenschaftlicher Großhändler organisiert. Seit 1992 an der Börse gelistet, machte der Konzern seinen ehemaligen Eigentümern und Kunden zunehmend mit eigenen Kettenapotheken Konkurrenz: 1995 kaufte OPG die ersten acht Apotheken vom Supermarktkonzern Ahold; dem führenden Grossisten des Landes sollte es möglich sein, die Kettenbildung auch gegen die Vorbehalte seiner Kunden voranzutreiben. Später folgte der Einstieg auch in Belgien und in Polen.

Doch um zwischen den drei paneuropäischen Pharmahandelskonzernen bestehen zu können, suchte der langjährige Firmenchef Marc van Gelder nach Geschäft in der Nische. So stieg Mediq zu Hause und in verschiedenen anderen Ländern in den Versandhandel mit Hilfsmitteln und Spezialprodukten ein; außerdem wurden Arztpraxen beliefert. Hierzulande ist Mediq als Lieferant von Diabetikerbedarf aktiv.

Vor einem Jahr hatte Mediq seine polnischen Pharmahandelsaktivitäten für rund 100 Millionen Euro verkauft. Die Großhandelssparte ACP ging an den Branchenprimus Neuca, die Apothekenkette mit 190 Filialen und 80 angeschlossenen Franchisenehmern kaufte der slowakische Finanzinvestor Penta. Das Großhandelsgeschäft in Belgien hatte Mediq schon 2009 an Celesio verkauft.

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