Bislang war im Apothekenmarkt der Weg über den Atlantik meist eine Einbahnstraße. Mit Beteiligungen, Kooperationen und Konzepten haben US–Konzerne versucht, in Europa Fuß zu fassen. Jetzt läuft der Austausch auch einmal in die andere Richtung. Die Lloyds-Apotheken des Europäischen Apothekennetzwerks (EPN) von Celesio haben nicht nur Fans in Europa, sondern auch in Nordamerika: Das grünlackierte Apothekenkonzept wurde kürzlich im Rahmen einer großen Pharmamesse in Kanada präsentiert – und es gibt dafür Interessenten.
Bei „Showcase business & pharmacy“ konnten Eigentümer und Filialleiter eine echte EPN-Apotheke erleben. Celesio hatte zur Präsentation eigens führende Manager über den „Teich“ geflogen. Sam Carter, Filialleiter der LloydsPharmacy Jubilee Crescent in Großbritannien, zuständig für die Beratung zu den Themen Haut und Schmerz, Stefan Heine, Group Sales & Marketing Director, und Brian O’Keeffe, Head of Retail and Category Management für Group Sales und Marketing, erklärten das Konzept der verschieden Expertenkategorien und unterstrichen die Bedeutung von Schulungen.
Darüber hinaus trat Cormac Tobin, Managing Director von Celesio in Großbritannien, als Hauptredner auf. „EPN bietet eine besondere Patientenerfahrung, die sich durch die Interaktion mit dem Patienten und nicht einfach durch die Abwicklung eines Geschäfts auszeichnet. Wir setzen auf Expertenkategorien, um uns von den Mitbewerbern abzuheben und die Kundenfrequenz zu erhöhen“, so Tobin.
Geboren wurde die Idee der Ausstellungsapotheke, nachdem leitende Führungskräfte von McKesson von EPN erfahren und Anfang des Jahres einige Apotheken von Celesio in Großbritannien und Nordirland sowie Italien besucht hatten. „Unsere Kollegen waren von dem Konzept sehr angetan. Also haben wir sie unterstützt und eng mit ihnen zusammengearbeitet, um EPN in Kanada vorzustellen“, so Heine.
Die Rückmeldungen aus Kanada lassen Celesio hoffen: Es gibt bereits 15 Interessente für ein Pilotprojekt in Kanada Ende dieses Jahres. Das Lloyds-Konzept wird an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, behält aber die wesentlichen Prinzipien bei. „Wir sind wirklich stolz darauf, dass sich unsere Bemühungen auszahlen und freuen uns auf die sicherlich weiterhin großartige Zusammenarbeit über den großen Teich hinweg“, so O’Keeffe.
Denn auch die Apotheker in Kanada müssen sich strecken. Wie in Europa nimmt der Druck zu: Staatliche Sparmaßnahmen sind an der Tagesordnung. In der Folge müssen Apotheker neue Möglichkeiten finden, um den Verkauf anzukurbeln. McKesson will seine Partnerapotheken stärken und die Franchise-Filialen zur ersten Anlaufstelle für kanadische Bürger umwandeln, die mit komplexen Beschwerden sowie chronischen Krankheiten zu kämpfen haben und individuelle Fürsorge benötigen.
„Wir möchten ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Marken durch die Entwicklung eines neuen und einzigartigen Apothekenmodells schaffen, das eine vollständig integrierte Patientenerfahrung mit Expertenkategorien bietet und gesamtheitlich oder teilweise von Franchisenehmern und Mitgliedern umgesetzt werden kann“, so Rick Brennan, Senior Vice President, Retail Banner Group, McKesson Canada.
In Anbetracht der positiven Rückmeldungen aus Toronto und dem geplanten Pilotprojekt in Kanada ist O’Keeffe davon überzeugt, dass EPN zumindest teilweise auch außerhalb Europas Anklang finden könnte. „EPN ist anpassbar. Dies konnten wir bereits in acht europäischen Ländern beweisen, die sich alle durch jeweils unterschiedliche Gesetzgebungen, Sprachen und Kunden auszeichnen.“
Egal wo die Apotheke stehe: Wichtig seien die inhaltlichen Schwerpunkte, kompetente Beratung, effiziente Schulungen, einheitliche Einrichtung und Ausstattung sowie hervorragendes Marketing, so O'Keefe. „Wir haben bewiesen, dass sich durch unser ganzheitliches Konzept die Verkaufszahlen wesentlich steigern lassen. Warum sollte dies nicht auch in Kanada funktionieren?“
Unter dem Namen „LloydsPharmacy“ soll der Kanada-Export aber nicht firmieren. Elemente des EPN von Celesio in einer Franchiseapotheke von McKesson in Toronto soll man zwar wiedererkennen – aber unter einen lokalen Namen. Die Franchisenehmer von McKesson treten in Kanada unter fünf verschiedenen Marken auf: Guardian, IDA, Medicine Shoppe, Proxim und Remedy’s RX. Das Netzwerk umfasst mehr als 2000 Standorte und macht beinahe 25 Prozent des Präsenzapothekengeschäfts in Kanada aus.
Erst vor kurzem hatte der Celesio-Mutterkonzern McKesson in Kanada die Apothekenkette Rexall Health mit 470 Filialen gekauft. Für den Konzern ist die 2,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Einstieg in den Einzelhandel; als Großhändler ist McKesson mit 16 Niederlassungen die Nummer 1.
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