Italien

Celesio-Apotheker proben Aufstand Benjamin Rohrer, 10.03.2011 16:43 Uhr

Berlin - 

Auf dem Weg in die Internationalisierung seiner Marke „DocMorris“ stößt der Pharmahandelskonzern Celesio in Italien derzeit auf heftigen Widerstand. Gemeinsam mit der zuständigen Gewerkschaft beschweren sich die Pharmazeuten der Mailänder Celesio-Apotheken in einem Brief bei der Bürgermeisterin über ihren Arbeitgeber.

Seit der Übernahme durch die Celesio-Tochter Admenta könnten die Kommunalapotheken ihrem öffentlichen Auftrag zur Arzneimittelversorgung nur noch bedingt nachkommen, heißt es in dem Schreiben. Die Arbeit sei zu gewinnorientiert, es stünden zu wenig Fachkräfte zur Verfügung, Patienten müssten mit langen Wartezeiten rechnen und würden durch Standortverlegungen teilweise ihre gewohnte Apotheke verlieren.

In ihrem offenen Brief an die Bürgermeisterin monieren die Apotheker, dass vom Bild der alten Kommunalapotheke nur wenig übrig geblieben sei. „Die Apotheken erinnern mehr an ein pharmazeutisches Fast-Food-Restaurant aus Amerika als an Mailänder Apotheken“, heißt es in dem Brandbrief. Einige der Apotheken hätten inzwischen sogar auf ihren Namen verzichten müssen und sich in „DocMorris-Filialen“ verwandelt, die nur noch in kleinen Ecken an die kommunale Trägerschaft erinnern. „Die Kommunalapotheken haben eine Mission, die auch nach außen hin klar werden muss“, so ein Sprecher der Gewerkschaft.

Größtes Problem sei jedoch die unzureichende Anzahl an Mitarbeitern, schreiben die Apotheker. In den 84 Celesio-Apotheken würden die Kunden auf einem Schild aufgefordert, die Rezepte abzugeben und für die Dispensation später wieder zu kommen. In einigen Stadtvierteln hätten Bürger durch Verlegung von Standorten auch längere Anfahrtswege zur nächsten Apotheke.


Leidtragende sind aus Sicht der Gewerkschaft die Mailänder Steuerzahler: Da die Stadt für die Apotheken zuständig ist, sei der Anspruch auf qualitativ hochwertige pharmazeutische Beratung ein öffentliches Recht, so der Sprecher. Admenta komme dieser Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit jedoch nicht nach: „Der Patient wird hier behandelt wie ein Huhn, das gerupft werden muss“, heißt es in dem Beschwerdebrief.

Bei Celesio sieht man die derzeitigen Tarifverhandlungen zwischen Apotheker-Gewerkschaften und Admenta als Ursache für die Wut der Apotheker: „Deshalb kommentieren wir einzelne Arbeitskampfmaßnahmen nicht“, erklärt ein Sprecher des Konzerns. Es gebe durchaus lange Wartezeiten - der Grund dafür sei allerdings ein anderer: „Durch ihre Beliebtheit und die damit verbundene hohe Kundenfrequenz kommt es auch immer wieder zu Warteschlangen in den Apotheken.“

Bisher gebe es drei DocMorris-Apotheken in Mailand, die laut Unternehmenssprecher erfolgreich sind: „Die bestehenden drei DocMorris-Apotheken in Mailand mit ihrem Konzept einer modernen Apotheke und ausgebautem Artikelsortiment werden sehr gut von der Bevölkerung angenommen.“ Einen Ausbau der Marke sei daher denkbar: „Der Erfolg zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind“, so der Sprecher.