Italien

Briefbomben für Apotheker-Präsidenten

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Berlin -

Attacken gegen Apotheker: In der vergangenen Woche haben die Vorsitzenden von Apothekerkammer und -verband in Italien Briefbomben erhalten. Die Polizei stellte die mit Schwarzpulver gefüllten Briefe sicher, die an die Verbandsbüros und an die Apotheken der Funktionäre gerichtet waren. Aus Sicht der Pharmazeuten gehen die Anschläge auf ihren Widerstand gegen die von der Regierung angestrebte Liberalisierung des Apothekenmarktes zurück.

 

Neben der Präsidentin des Apothekerverbandes, Annarosa Racca, und dem Präsidenten der Apothekerkammer, Andrea Mandelli, soll auch Luigi d'Ambrosio Lettieri, Vize-Präsident der Apothekerkammer und Senator in Rom, einen Brief mit Schwarzpulver erhalten haben. In keinem der Briefe habe es jedoch einen Zündmechanismus gegeben, zu einer Explosion kam es daher nicht.

Aus Sicht des Apothekerverbandes sind die Attacken der Höhepunkt einer aggressiven Stimmung gegen die Apotheker. Ende des Jahres hatte die italienische Regierung Pläne vorgelegt, nach denen Hunderte verschreibungspflichtige Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen werden sollen. Nach massiven Protesten der Apotheker und Widerstand der konservativen Partei „Popolo della Libertà“ im Parlament wurde das Gesetz jedoch gestutzt.

 

 

Insbesondere der ehemalige Präsident der Wettbewerbsbehörde, Antonio Catricalà, der nun Staatssekretär unter dem Regierungschef Mario Monti ist, hat seitdem weitere Liberalisierungsschritte angekündigt. Gegenüber der Tageszeitung „La Repubblica“ sagte Catricalà, dass er sich nicht noch einmal von der Lobby stoppen lassen werde. Mehrere andere Tageszeitungen griffen das Thema auf und berichteten über die Apotheker, die die Regierung bei der Sanierung der Staatsfinanzen behinderten.

„Wir leben in einer schlimmen Zeit, in einem Klima der Diffamierung. Die derzeitige Medienkampagne zeichnet ein Bild über Apotheker, die den wirtschaftlichen Fortschritt unseres Landes blockieren“, sagt Racca. Weil inzwischen die Unversehrtheit der Apotheker bedroht sei, will Racca sich nun mit der Innenministerin Annamaria Cancellieri treffen.

 

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