Pharmahandelskonzerne

Boots/Walgreens ziehen zu Galenica Benjamin Rohrer, 01.11.2012 15:25 Uhr

Erstes Standbein in Europa: Das Joint Venture der beiden Pharmahandelskonzerne Boots und Walgreens sitzt am Berner Hauptsitz des Schweizer Unternehmens Galenica. Foto: Galenica
Berlin - 

Die Kooperation der beiden Pharmahandelskonzerne Alliance Boots und Walgreens nimmt Konturen an. Beide Unternehmen gaben bekannt, ein Joint Venture gegründet zu haben. Die neue „Walgreens Boots Alliance Delevelopment GmbH“ ist in der Berner Konzernzentrale des Schweizer Pharmahändlers Galenica untergebracht, an dem Alliance Boots ein Viertel der Anteile hält. Eine Boots-Sprecherin wollte nicht verraten, an welchen Projekten das neu gegründete Unternehmen arbeitet.

Mitte Juni hatten die Konzerne bekannt gegeben, dass die größte US-Apothekenkette beim britischen Pharmahändler einsteigt. Zunächst haben die Amerikaner 45 Prozent der Anteile übernommen, für den Rest wurde eine Option vereinbart. Geplant ist der „erste globale Apotheken- und Gesundheitskonzern“.

Der Sprecherin zufolge sollen schon bald 30 Mitarbeiter für das neue Joint Venture in Bern arbeiten. Ziel sei es weiterhin, die „Synergieeffekte“ zu nutzen, etwa im Bereich des Einkaufs. Wo und wann erste konkrete Ergebnisse zu erwarten sind, wurde nicht kommentiert.

Einen Hinweis könnte der neue Firmensitz geben: In der Schweiz wird spekuliert, dass beide Konzerne langfristig daran interessiert sind, Galenica komplett zu übernehmen. Passen würden die Schweizer ins Unternehmensbild. Galenica betreibt eine eigene Apothekenkette mit rund 280 eigenen Standorten und hat 125 Franchise-Partner. Das Unternehmen ist auch als Großhändler tätig und hat diverse Beteiligungen an Herstellerbetrieben. Schon jetzt stellen Walgreens/Boots zusammen etwa 11.000 Apotheken – die Übernahme von Galenica könnte der erste Schritt auf den europäischen Markt sein.

Die Boots-Sprecherin gab an, dass die örtliche Übereinkunft „rein praktische“ Gründe habe: „In den Büros von Galenica war noch Platz.“ Bern befinde sich zudem in einer strategisch guten, zentralen Position in Europa. Steuerliche Gründe hätten dagegen bei der Standortwahl keine Rolle gespielt.

Zumindest für die Briten ist die Schweiz kein unbekannter Standort: 2008 war Alliance Boots formal ins schweizerische Zug umgezogen. Konzernchef Stefano Pessina musste sich daraufhin in britischen Medienberichten vorwerfen lassen, dass dem Staat jährlich 100 Millionen Britische Pfund verloren gingen.