Apothekenketten

Boots stolpert in Schweden

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Berlin -

Eigentlich wollte die schwedische Regierung mit der Liberalisierung des Apothekenmarktes einen gesunden Mix aus Ketten und inhabergeführten Betrieben schaffen. Doch die Branche tut sich schwer: Nur wenige Pharmazeuten haben sich bislang in die Selbstständigkeit gewagt. Der Pharmazeutenverband hatte im Vorfeld nach einem Partner für seine Mitglieder gesucht – und mit Alliance Boots auch gefunden. Doch der britische Pharmahandelskonzern zieht sich nach nur zwei Jahren wieder zurück.

 

Boots war im Bieterverfahren um die vormals staatlichen Apotheken leer ausgegangen und dann der Einladung des Berufsverbands gefolgt. Von dessen 7500 Mitgliedern hatten 250 Interesse an einer eigenen Apotheke angemeldet. Gemeinsam gründeten der Konzern und die Apotheker ein Joint Venture, das die Verhandlungen mit den Großhändlern und die Abrechnung mit den Krankenkassen übernehmen, aber auch bei der Finanzierung helfen sollte. Die Apotheker vereinbarten dafür eine monatliche Gebühr und einen jährlichen Zielumsatz mit der Systemzentrale.

100 Franchise-Apotheken sollten 2011 unter der Marke Boots eröffnen. Am Ende waren es acht, von denen zwei wegen wirtschaftlicher Probleme auch schon wieder geschlossen wurden. „Es gibt einen sehr starken Wettbewerb, und es gab erheblichen und unvorgesehenen Druck auf unser Geschäft“, erklärt eine Boots-Sprecherin. „Als Konsequenz überprüfen wir jetzt unser Geschäftsmodell, um einige Änderungen einzuleiten.“

Der Umbau ist in vollem Gange: In der Zentrale wurden acht Stellen gestrichen, Teile der Verwaltung nach Nottingham verlegt. Die bestehenden Apotheken würden weiterhin in Schweden betreut, betont die Sprecherin. „Wir prüfen, wie wir das Geschäft auf lange Sicht am besten handhaben.“ Derzeit gebe es keine Pläne für weitere Neueröffnungen. Vielleicht bekommt der Konzern irgendwann doch noch den Fuß in den Markt, zum Beispiel durch einen größeren Zukauf. Das wäre dann doch wieder Kette statt Kooperation.

 

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