Großbritannien

Boots macht Ärzten Konkurrenz

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Die britische Apothekenkette Boots erweitert ihr Angebot: Für Kontrazeptiva, Medikamente zur Gewichtsreduzierung und zur Behandlung von erektilen Dysfunktionen müssen Patienten künftig nicht mehr zum Arzt gehen. Das Rezept gibt es im Internet, das Arzneimittel kann sich der Patient nach Terminabsprache bei Boots abholen. Selbst Impfungen gegen HPV-Viren und „Drei-Monatsspritzen“ können sich Patienten bestellen.

Um eine Verschreibung zu erhalten, müssen die Patienten sich auf der Boots-Homepage registrieren. Nach Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand wird der Nutzer mit einem Internet-Arzt verbunden, der das Rezept ausstellt. Bezahlt wird per Kreditkarte. Allerdings muss der Patient für die Abgabe des Medikamentes einen Termin mit dem Apotheker ausmachen. In den 200 größten von den insgesamt 3200 Boots-Filialen führen die Apotheker dann auch die Schutzimpfungen und die Kontrazeptiva-Injektionen durch.

Die Mediziner können allerdings nur eine begrenzte Anzahl von Arzneimitteln von bestimmten Herstellern verschreiben: drei verschiedene Anti-Baby-Pillen, ein Langzeit-Kontrazeptivum, Viagra, Cialis und Levitra bei erektiler Dysfunktion, die Cervarix-Schutzimpfung sowie Xenical (Orlistat) zur Gewichtsreduzierung. Ob und wie viel der Patient für den neuen Service im Vergleich zum Apothekenpreis aufzahlen muss, wollte die Apothekenkette auf Nachfrage nicht beantworten.

Bereits seit dem vergangenen Jahr können sich Boots-Kunden vom Online-Arzt Rezepte für Champix, Malaria-Schutzimpfungen sowie Anti-Akne-Präparate ausstellen lassen. Auch Folgerezepte gibt es auf der Website.

Das Vordringen in den ärztlichen Bereich begründet Boots mit seinem Filialnetz: „Während der Arbeitszeit sind 68 Prozent aller Briten näher an einer Boots-Niederlassung als an einer Arztpraxis.“ Ohnehin müsse man bei der Hälfte aller Allgemeinmediziner Wochen auf einen Termin warten. Bei den neuen Boots-Services müsste der Arbeitstag hingegen „nicht unbedingt unterbrochen werden“.

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