Bellevue-Apotheke

Heiße Höschen im Apothekenschaufenster

, Uhr
Berlin -

Huch, was ist das denn? Fünf weiße Styroporköpfe, denen man Damenslips übergestülpt hat – und das alles in der ehrwürdigen Zürcher Bellevue Apotheke! Tiger mit Spitze, Blümchenmuster, ein schwarzer, ein hellblauer, ein pinkfarbener Slip. Die Schweizer sind das längst gewohnt: In dieser Apotheke gibt es immer coole Schaufenster.

„Wir haben einen externen Dekorateur, mit dem besprechen wir die Themen und er entwickelt daraus eine Idee“, erklärt Inhaber Roman Schmid. „Die Höschen sind einfach nur ein Gag, wie in einem Modegeschäft.“ Ohne großen Hintersinn, die Passanten sollen einfach innehalten, lächeln, weiter ihrer Wege gehen. Oder noch besser: anhalten und einkaufen. Ziel erreicht, der Hingucker wirbt für Hänseler Nieren- und Blasen-Dragees.

Unterwäsche passt jedenfalls zum Thema Blasenentzündung. Und Werbung, die im Gedächtnis bleibt, schadet nie. „Ausgefallene Schaufenster sind ein Markenzeichen von uns“, sagt Schmid. Die Apotheker liegt am Bellevue-Platz in allerbester Lage, ein paar Schritte nur sind es bis zum herrlichen Zürichsee, zehntausende Passanten sind hier täglich an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt unterwegs.

Seit mehr als sieben Jahren halten die Apotheken-Profis ihre Kundschaft mit fröhlicher Schaufenster-Dekoration bei Laune, alle drei bis vier Wochen wird umgestaltet. Mögen die Kollegen ein paar Stoffblumen in eine Vase stellen oder zu Ostern mit Stoffhasen dekorieren - bei Bellevue lässt man das große Programm auffahren. Mit meist einfachen Mitteln, guten Ideen und frechen Sprüchen werden die Kunden en passant über Neues oder Klassiker der Pharmazie unterrichtet. Die weißen Styropor-Köpfe entsprechen ganz dem Trend der Nachhaltigkeit, sie werden immer wieder gern eingesetzt. Auch als Schlafmützen und mit schwarzen Schutzmasken waren sie schon zu sehen. Und jetzt eben mit Slips. Als weißer Styroporkopf kann man sich seinen Einsatzbefehl offenbar nicht aussuchen.

Die Bellevue-Apotheke ist ein Haus mit langer Tradition und mit 55 Mitarbeitern eine der größten Apotheken der Schweiz. Sie wurde im Jahr 1887 in einem anderen Gebäude in der Nachbarschaft gegründet. Als im Jahr 1892 die umfangreiche Neugestaltung des Bellevue Platzes begann, zog die Apotheke 1908 in ein neues Haus – den heutigen Standort.

1931 kaufte Arnold Lobeck, Apotheker in siebter Generation, die Liegenschaft und gab ihr den eleganten Namen, den sie bis heute trägt. Als Antroposoph legte Lobeck ein großes Sortiment an Heilmitteln nach den Erkenntnissen Dr. Rudolf Steiners und Samuel Hahnemanns an, bis heute ist das eines der Spezialisierungsfächer der Apotheke. Schmid ist seit November 2005 „im Amt“. Seit 1976 wird die Apotheke im 24-Stunden-Betrieb geführt, sie ist in Zürich eine Institution.

Eine Woche lang sind die frechen Slip-Köpfe noch zu bewundern, danach wird umdekoriert. Und wie man das von der Bellevue-Apotheke erwarten darf, gibt es wieder eine ausgefallene Idee. Ein Fahrrad mit eckigen Reifen, ein XXL-Slip, schwebende Schäfchen, die Masken Außerirdischer – langweilig wird es am Bellevue nie.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Lassen Sie die Kirche im Dorf und Ihr E-Rezept bei uns!“
Konter-Kampagne: Zwei Inhaberinnen gegen DocMorris
Mehr aus Ressort
2 junge Frauen überraschen Mathe-Welt
Pythagoras-Beweise: Schülerin studiert heute Pharmazie
Engpass bei intravenösen Lösungen befürchtet
Hurrikan „Helene“: Baxter-Werk beschädigt

APOTHEKE ADHOC Debatte