USA

Betrugsverfahren: Walgreens zahlt 269 Millionen Dollar

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Berlin -

Der Apothekenkonzern Walgreens Boots Alliance (WBA) muss der Agentur Reuters zufolge insgesamt 269,2 Millionen US-Dollar zahlen. Walgreens musste sich aufgrund von zwei Whistleblower-Klagen wegen der Beschuldigung des zivilrechtlichen Betrugs vor Gericht verantwortlichen.

Ein Teil der Summe – 209,2 Millionen Dollar – werden aufgrund von zu Unrecht in Rechnung gestellter Insulinpens fällig. Bei Medicare, Medicaid und anderen staatliche Programmen sollen in den Jahren 2006 bis 2017 hunderttausende Insulinpens für Patienten in Rechnung gestellt worden sein, die diese gar nicht benötigen. Außerdem muss Walgreens 60 Millionen Dollar zahlen. Medicaid soll in den Jahren 2008 bis 2017 zu viel berechnet und die im Rahmen des „Prescription Saving Club“-Programmes angebotenen Discountpreise nicht berechnet haben.

WBA mit Sitz im US-Bundesstaat Illinois teilte jedoch in einer Erklärung „kein Fehlverhalten“ begangen zu haben und im besten Interesse der Kunden und Patienten gehandelt zu haben. Derzeit zählt Walgreens etwa 9400 Drogerien in den USA.

Mit 200 Millionen Dollar geht der Großteil der Summe an die Regierung. Der Rest soll an Landesregierungen gezahlt werden. Außerdem habe Walgreens eine Vereinbarung mit dem US-Department Health and Human Services getroffen, die die Einhaltung der staatlichen Gesundheitsprogramme sicherstellen soll.

Im Juni 2015 hatten zwei Apotheker Beschwerde wegen der Insulinpens eingereicht. Bereits drei Jahre zuvor hatte Marc Baker, der ein Jahrzehnt bei Walgreens in Florida als Apothekenmanager arbeitete, eine Beschwerde wegen der Preisnachlässe für Arzneimittel eingelegt.

Walgreens muss sich bald wieder vor Gericht verantworten. Der Bundesstaat Florida hat die beiden größten Apothekenketten der USA Walgreens und CVS verklagt. Grund: Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen eine Mitschuld an der nach wie vor grassierenden Opioid-Epidemie im Sunshine State vor. Auch der Großhändler McKesson findet sich in der Anklageschrift.

Die Anklage richtet sich nicht allein gegen die beiden Ketten und den Großhändler: Die Klage, die bereits im Mai 2018 eingereicht wurde, zielte ursprünglich vor allem auf Hersteller Opioid-haltiger Schmerzmittel, darunter der Ratiopharm-Mutterkonzern Teva, Purdue, Janssen, Endo und Allergan. Die Staatsanwaltschaft hat nun auch Walgreens, CVS und McKesson aufgenommen. Sie wirft den Unternehmen vor, „unangemessene Mengen von Opioiden nach Florida eingeführt und verkauft“ zu haben und das trotz „umfassender und offensichtlicher Beweise für illegale Vertriebswege“.

So hätten Walgreens-Filialen bei der Abgabe Opioid-haltiger Schmerzmittel teilweise eine Umsatzsteigerung von 600 Prozent innerhalb von zwei Jahren verzeichnet. Als Beispiel führt die Anklage eine nicht näher genannte Stadt mit 3000 Einwohnern an, in der Walgreens innerhalb eines einzigen Monats 285.000 Bestellungen Oxycodon abgegeben habe. Mit derlei Praktiken hätten die beschuldigten Unternehmen „ihre Pflichten nach dem Gesetz des Bundesstaates Florida“ verletzt, so die Anklage.

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