Bern: Cannabis bald legal vom Apotheker APOTHEKE ADHOC, 24.04.2017 14:45 Uhr
210.000 Eidgenossen haben laut Befragungen in den vergangenen 30 Tagen Cannabis konsumiert. Bis zu 500 Kiffer in der Hauptstadt Bern sollen den Stoff bald ganz legal in der Apotheke erhalten. Der Start des zunächst auf drei Jahre beschränkten Modellversuchs steht laut Zeitungsbericht jetzt kurz bevor. Bewährt sich die kontrollierte Abgabe, könnte der Weg für eine Legalisierung von Verkauf und Konsum in der Schweiz geebnet werden.
Die Vorbereitungen zu dieser Studie laufen bereits seit mehr als einem Jahr. Verantwortlich zeichnen Wissenschaftler des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) und des klinischen Studienzentrums (CTU) der Universität Bern. Im März gab die Ethikkommission des Kantons grünes Licht. Auch mit der Zustimmung des Bundesamts für Gesundheit wird bald gerechnet.
Bei der Studie können laut Bericht der SonntagsZeitung nur Kiffer ab 18 Jahren teilnehmen, die keine psychoaktiven Medikamente einnehmen und nicht in psychiatrischer Behandlung sind. Sie müssen mit einer Haarprobe belegen, dass sie regelmäßig konsumieren, einen Fragebogen ausfüllen und eine Schulung absolvieren. Das Experiment wird von Ärzten begleitet, die bei problematischem Konsum die Notbremse ziehen sollen.
Bei Zulassung können die Studienteilnehmer in ausgewählten Berner Apotheken Cannabis mit einem THC-Gehalt von voraussichtlich 12 Prozent beziehen. Pro Besuch sind 8 Gramm erlaubt, maximal darf ein Konsument 24 Gramm im Monat kaufen.
Die Preise werden laufend angepasst. So soll vermieden werden, dass der Stoff zu höheren Preisen auf dem Schwarzmarkt landet. Der Konsum ist nur in privaten vier Wänden erlaubt. Die für das Experiment nötigen 600 Kilogramm Cannabis sollen in Bauernbetrieben oder Gärtnereien des Kantons Bern produziert werden.
Die Berner Apotheker standen dem Projekt schon im März 2016 grundsätzlich positiv gegenüber: „Wir freuen uns, dass wir einbezogen werden sollen“, sagte damals Martin Emch, Präsident des Stadtbernischen Apothekervereins. „Wir haben Erfahrungen mit Substitutionsbehandlungen und können diese Kompetenz einbringen.“
Mit dem Versuch wollen die Wissenschaftler laut der Zeitung herausfinden, ob Konsumenten nach einer möglichen Freigabe mehr oder weniger konsumieren, häufiger straffällig werden, weil sie den Verkehr gefährden oder wie sich ihre Einstellung zu Drogen verändert. Die Forscher gehen von keinen nennenswerten Folgen für Konsumenten und Gesellschaft aus. Dann ließe sich ihrer Auffassung nach die Kriminalisierung von Cannabisverkauf, -besitz und -konsum kaum mehr rechtfertigen.