Benachteiligt durch Rezeptgutscheine

Morgen entscheidet der Bundesgerichtshof, ob deutsche Apotheken auf verschreibungspflichtige Arzneimittel Rabatte gewähren dürfen oder nicht. Auch anderenorts wird das Thema kontrovers diskutiert. In Schweden haben - nur Monate nach der Marktfreigabe - die ersten Supermarktketten damit begonnen, Kunden durch Rx-Boni in ihre Apotheken zu locken. Jetzt untersagte die zuständige Behörde das Treiben - mit einer überraschenden Begründung.

Als erste Apothekenkette hatte Kronans Droghandel (KD) ihren Kunden Boni auf eingereichte Rezepte angeboten. Je mehr Patienten mit Kundenkarte für ihre Medikamente ausgaben, desto mehr konnten sie bei späteren Ausgaben in der Apotheke sparen. KD ist ein Joint Venture des finnischen Pharmahändlers Oriola und der schwedischen Supermarktkette Coop.

Mittlerweile beschäftigen sich die Behörden mit der Angelegenheit. Man habe KD aufgefordert, die Praxis mit der Bonuskarte wieder einzustellen, sagte ein Sprecher der schwedischen Apothekenaufsicht gegenüber APOTHEKE ADHOC. Das Unternehmen habe sein Angebot inzwischen eingestellt, sei aber in Revision gegangen. Auch gegen die Supermarktkette ICA, die ein ähnliches Konzept aufgelegt hat, wird dem Sprecher zufolge ermittelt.

Überraschend ist die Argumentation der Behörde: Durch Rx-Boni werde die ländliche Bevölkerung eindeutig benachteiligt, erklärte der Sprecher. Die großen Apothekenketten seien bislang nämlich nur in großen Städten zu finden, wovon es in Schweden wegen der sehr geringen Bevölkerungsdichte aber nicht allzu viele gebe.

Letztendlich zahlten Stadtbewohner so weniger für ihre Medikamente als Menschen auf dem Land, die keine Rx-Boni einkalkulieren könnten. Trotz deregulierender Maßnahmen müssten Patientenversorgung und Preisstabilität gewährleistet werden, so der Sprecher.