Vor knapp einem Jahr erklärte Sir Peter Torry die deutschen Kunden zu den Verlierern der EuGH-Entscheidung zum Fremdbesitzverbot für Apotheken. Der ehemalige britische Botschafter, der heute als Unternehmensberater seine Brötchen verdient und Beirat der Celesio-Kette Lloydspharmacy ist, provozierte in der „Welt am Sonntag“ mit der Frage, ob EU-Staaten mit liberalisierten Apothekenmärkten die Gesundheit und Sicherheit ihrer Bürger gefährdeten. Sein Fazit lautete: Nein. Durch die Liberalisierung sei es in Großbritannien zum Wettbewerb gekommen.
Jetzt muss sich Sir Peter ausgerechnet von der Wettbewerbsaufsicht seines Heimatlandes belehren lassen, dass es mit der Freiheit des britischen Apothekenwesens nicht allzu weit her ist. Denn anders als in der vermeintlichen Vorzeigenation in Sachen Deregulierung können sich Apotheken in Deutschland frei niederlassen. Und das hat sich aus wettbewerblicher Sicht eher bewährt als ein System der Bedarfsplanung, bei dem das Geld im Feilschen um Standorte verbrannt wird.
Es ist drei Jahre her, dass Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle, seinerseits britischer Honorarkonsul in Baden-Württemberg, für Deutschland ein Modell nach britischem Vorbild vorgeschlagen hatte: Fremdbesitzverbot raus, Bedarfsplanung rein. Mit einer „regulierten Deregulierung“ sollten „Wildwest“-Zustände verhindert werden. Oder der freie Wettbewerb?
Sir Peter meinte noch zur Liberalisierung, die es in Großbritannien mangels Fremd- und Mehrbesitzverbot übrigens nie gegeben hat: „Sie bedeutet nicht das Ende der kleinen Apotheken. Im Gegenteil, kleine, unabhängige Apotheken kontrollieren auch Jahre nach der Marktöffnung weiterhin fast die Hälfte des britischen Marktes.“ Zu dieser mit Bedacht ausgewählten Momentaufnahme noch eine Anmerkung: Im Land der vermeintlichen EuGH-Verlierer kontrolliert niemand den Apothekenmarkt - das ist ja der Witz beim Fremdbesitzverbot.
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