Es gibt auch im Nachbarland für die Apotheken immer weniger Grund zum Feiern. Umso ausgelassener werden dafür die Feste zelebriert. Bälle haben in Österreich und ganz besonders in Wien eine lange Tradition. Der Ball der Pharmazie, veranstaltet von der Österreichischen Apothekerkammer (ÖAK), ist ein echter „Traditionsball“. Bereits zum 80. Mal fand er am 18. Januar in einer der renommiertesten Locations Wiens statt: der Hofburg.
Die Kleiderordnung ist streng. Bei Frauen sollte es ein langes Kleid sein, bei den Männern zumindest Smoking. Cocktailkleid und schwarzer Anzug sind geduldet, aber tatsächlich eher die Ausnahme. Im Mittelpunkt des Geschehens steht zumindest bei der Eröffnung die Pharmazie, vor allem die Vor-Ort-Apotheke. Ein erstes Highlight ist der Einzug der Ehrengäste einmal quer durch den Prunksaal des geschichtsträchtigen Gebäudes. Wer den folgenden Ansprachen von Kammer und Politik entgehen wollte, konnte sich von Beginn weg in zahlreichen Nebenräumen bei diversen Musikstilen vergnügen.
Wie bei Apotheken üblich, gabt es für die knapp 3000 Besucher:innen eine Menge inklusive im Eintrittsticket für rund 100 Euro: Für Tanzbegeisterte werden Kurz-Tanzkurse Angeboten, für die Frisurenrettung steht ein Frisör bereit und auch das eine oder andere Wehwehchen kann dank Industriesponsoring schnell und unkompliziert behoben werden.
Trotz des großen Zuspruchs an nicht-pharmazeutischen Gästen ist der Ball der Pharmazie eine große Networking-Plattform. Allerdings sind Wirtschaftsgespräche verpönt. Man unterhält sich privat mit bestenfalls apothekerlichem Anklang. Dieses Jahr war aber sowohl die Kammer- wie auch Politikvertretung etwas ausgedünnt, dafür die pharmazeutische Industrie stark präsent.
„Die mehr als 7000 Apothekerinnen und Apotheker in Österreich sorgen für Stabilität und Verlässlichkeit in einer zunehmend instabilen und unübersichtlichen Welt“, betonte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der ÖAK, in ihrer Eröffnungsrede. „Sie haben mehrfach bewiesen, dass sie zusammen mit einer starken Apothekerkammer gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern im Gesundheitswesen die richtigen Antworten auf komplexe Herausforderungen finden. Dieser Berufsstand hat die Kraft und die Kompetenz, die Grundversorgung der Menschen nachhaltig zu verbessern.“ Ihre Forderung an die Politik: „Aus diesem Grund muss die Rolle der Apothekerschaft im Gesundheitssystem gestärkt werden.“
Der Ball selbst ist ein wenig Sinnbild für den Apothekerberuf: Hier trifft alte Tradition auf moderne Elemente. Denn in den letzten Jahren hat sich der Ball der Pharmazie von einer reinen Tanzveranstaltung für die Apothekenelite zu einem unterhaltsamen Event für alle Generationen entwickelt und lockt immer mehr Interessierte anderer Professionen zum Tanz.
Für alle, die diesem Spektakel gerne selbst einmal beiwohnen möchten: Die Veranstaltung findet immer am zweiten Samstag des Jahres statt. Karten verkauft die ÖAK. Aber Achtung: Um Mitternacht wird Quadrille getanzt. Eine sportliche Herausforderung, der man sich am besten vorab im Youtube-Studium widmet. Wobei hier wie bei allen Aktivitäten des Balles gilt: Auch Zuschauen macht Spaß.