Strafmaß geringer als erwartet

Babypuder: Milliardenstrafe für J&J halbiert

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Berlin -

Johnson & Johnson (J&J) ist seit Jahren mit Klagen wegen umstrittener Körperpflegeartikel konfrontiert, darunter angeblich asbestverseuchtes Babypuder. Anfanf Februar gab es erneut ein hohes Schadenersatzurteil. Der Konzern hat Berufung angekündigt. Nun wurde die 2018 verhängte Strafe gesenkt.

Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern kommt im Rechtsstreit um angeblich krebserregende Körperpflegeprodukte glimpflicher davon. Ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Missouri senkte die im Juli 2018 von einer Geschworenenjury verhängten Schadenersatz- und Strafzahlungen am Dienstag von 4,7 auf 2,1 Milliarden Dollar.

Geklagt hatten 22 an Eierstockkrebs leidende Frauen. Sie machen Produkte wie das Körperpuder „Baby Powder“ für ihre Erkrankungen verantwortlich und warfen dem Konzern vor, Gesundheitsgefahren verschwiegen zu haben. J&J wies die Vorwürfe zurück, doch der Schuldspruch wurde im Berufungsverfahren aufrechterhalten. Der Hersteller ist mit Tausenden weiteren US-Klagen konfrontiert.

Bei dem Urteil zum Baybypuder ging es um den sogenannten Strafschadenersatz, der im US-Recht als Zusatzsanktion in besonders schweren Fällen verhängt werden kann. Zuvor waren den Klägern bereits 37,2 Millionen Dollar an regulärem Schadenersatz zugesprochen worden. In den USA verhängen Laienjurys immer wieder hohe Strafschadenersatzurteile, die danach abgemildert werden, da das Verhältnis zum regulären Schadenersatz in einem verfassungsrechtlich angemessenen Rahmen bleiben muss.

Ein Gericht in New Jersey sah es im April 2018 als erwiesen an, dass ein Mann durch 30-jährige Anwendung des Babypuders an Mesotheliom erkrankte. Dabei handelt es sich um eine seltene Krebsart, die durch Asbest ausgelöst wird. Die Jury sprach ihm 117 Millionen Dollar zu.

Laut den Opferanwälten wurden im Prozess Dokumente gesichtet, die zeigten, dass der Babypuder durch den Abbauprozess des Talks mit Asbest verunreinigt war. J&J soll seit den 70er-Jahren davon gewusst haben. Der Konsumgüterkonzern und sein Zulieferer Imerys Talc America dementierten. Es habe niemals Asbest in ihren Produkten gegeben.

Das Mesotheliom gehört zur Gruppe der Asbestosen. Eine Langzeitstudie fand jetzt heraus, dass 40 Jahre nach dem Kontakt die Asbestfasern immer noch in derselben Menge in der Lunge nachweisbar sind. Das eröffnet neue Chancen in der Therapie. Das gefährliche an dem Stoff: Die langen und vor allem spitzen Asbestfasern können vom Körper nicht durch Selbstreinigungsprozesse entfernt werden, sodass sie im Mesothel-Gewebe hängen bleiben und das Gewebe immer wieder neu verletzen.Therapieoptionen sind – je nach Stadium – die Operation, die Strahlentherapie und die Chemotherapie.

 

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