Der Pharmakonzern AstraZeneca hat sein geplantes Exklusivvertriebsmodell bis 2008 zurückgestellt. Ursprünglich hatte das Unternehmen seine Produkte bereits ab diesem Sommer exklusiv über die beiden Großhändler UniChem (Alliance Boots) und AAH (Celesio) ausliefern lassen wollen.
In einem Brief an alle Apotheken wies der Pharmahersteller explizit darauf hin, dass die Verschiebung in keinem Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit seiner beiden Partner stehe. Vielmehr solle allen Beteiligten - auch AstraZeneca selbst - mehr Zeit zur Neuorierentierung und zum Umbau von Geschäftseinheiten und -prozessen gegeben werden. Auch die monetären Vereinbarungen sollen einer neuen Prüfung unterzogen werden.
Der New Yorker Pharmakonzern Pfizer war mit einem ähnlichen Exklusivvertriebsmodell vor einigen Monaten auf erbitterten Widerstand bei Apothekern, selbstdispensierenden Ärzten, Großhändlern und Politikern gestoßen. Seit März gilt trotzdem eine entsprechende Vereinbarung mit UniChem. Die Reaktionen aus der Branche sind seitdem eindeutig: Seit kurzem ist UniChem nicht mehr im Großhandelsverband Großbritanniens vertreten; Konzernmutter Alliance Boots ist nicht mehr Mitglied im europäischen Dachverband GIRP.
Die Aktivitäten von Pfizer & Co. sind Experten zufolge unter strategischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu sehen: Wenn in den USA im kommenden Jahr ein neuer Präsident aus den Reihen der Demokraten ins Amt gehoben werden sollte, rechnen Konzerne wie Pfizer mit einer Öffnung des Pharmamarktes. Dann könnten auch preiswertere Reimporte aus Europa ihren Weg über den Atlantik finden - es sei denn, es gelänge der Industrie, den Markt künstlich abzuschotten, zum Beispiel durch reine Logistikverträge mit den Grossisten.
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